Das Bundeskriminalamt machte vor einigen Jahren bei einsitzenden Ganoven eine Umfrage, was sie am ehesten von einem Einbruch abhalten würde. Mehr als 50 Prozent der Befragten gaben an, sie würden nie in ein Haus oder in eine Wohnung eindringen, in der ein Hund lebt. Dabei spielte die Größe des Hundes gar keine Rolle, denn der Einbrecher kann die "bellende" Alarmanlage hinter der Tür nicht sehen, sondern hört nur deren Anschlagen. Selbst der bellende Nachbarshund hat bei vielen Ganoven die gleiche Wirkung. Es ist allerdings nicht die Angst vor einem Hundebiss, die die Einbrecher abschreckt. Viel mehr ist es die Aufmerksamkeit, die der bellende Hund auf sich zieht, die die Ganoven vom Einbruch abhält. Nach Beobachtungen der Polizei meiden nicht nur gewöhnliche Diebe, sondern auch Bettler und Trickdiebe ein Haus mit Hund.
Viele gute Gründe, um sich einen Hund zu halten. Noch zielführender als ein "normaler" Hund wäre jedoch die Anschaffung eines ordentlichen Wachhundes, dessen Rasse seit Jahrhunderten züchterisch darauf selektiert wurde, den Besitz des Herrn zu beschützen. An welche Hunderasse mag ich da wohl denken?! 😉
"Zuerst schuf Gott den Menschen, und als er sah, wie schwach er war, gab er ihm den Hund."
Dieses französische Sprichwort deutet auf die uralte Gefährtschaft von Mensch und Hund hin. Die erste, das heißt die aller älteste Tätigkeit des Hundes, die er bereits in grauer Vorzeit und unmittelbar nach seinem Anschluss an den Menschen ausübte, bestand in der Funktion des Wächters am Lagerfeuer. Erst der Hund als Beschützer und Verteidiger des Viehs, des Hauses und der Feldfrüchte ermöglichte überhaupt Privatbesitz als elementare Grundlage einer sich höher entwickelnden Gesellschaft. Diesen Meilenstein der menschlichen Entwicklung konnte der Mensch nur mithilfe des Hundes meistern.
Schon in der ältesten Zeit finden wir hierzulande den Wachhund unter der Bezeichnung "Howawarth" als Hüter von Haus und Hof. Dem "Hofwart" war seit frühester Zeit sein Platz auf dem Mist zugewiesen, weshalb er im Althochdeutschen den Namen "Mistbella" und im Mittelhochdeutschen den Namen "Mistbello" führte, ein Ausdruck, der sich über viele Jahrhunderte hindurch erhalten hat. [4] Das Sprichwort "der Hund ist tapfer auf seinem Mist" verdankt dieser Gepflogenheit seinen Ursprung. Der Hovawart erfüllte seinen Wächterdienst von derart durchgreifender Wirkung, von der man erst dann eine genaue Vorstellung erlangt, wenn man erfährt, dass die Römer nach der Niederwerfung des germanischen Stammes der Kimbern noch schwere Kämpfe mit den Hunden zu bestehen hatten, die deren Häuser beschützten. So zumindest berichtet Ernst Floeßel. [3]
Aber nicht nur die großen Hunde haben sich als Wächter hervorgetan. So wird bereits im alten Rom von Schoßhunden berichtet, die dazu erzogen wurden, sich nähernde Diebe heftig anzubellen, während sie die Liebhaber der Herrin ohne Gebell einzulassen pflegten, wovon dieser Vers kündet:
"Die Diebe fuhr ich an,
Die Liebhaber ließ ich ein,
So konnten Herr und Frau
Mit mir zufrieden sein."
Im Mittelalter hob Konrad von Megenberg (1309-1374) in seinem "Buch der Natur" den Hund nicht nur aus der übrigen Menge der Tiere heraus, da der Hund als einziger unter allen unvernünftigen Tieren seinen eigenen Namen kenne und für seinen Herren sogar in den Tod gehen würde, sondern erwähnte auch die Funktion des Wachhundes ziemlich prominent: Hunde vertrieben Diebe mit großem Hass aus den ihnen anvertrauten Häusern.
Über den Dienst des Hundes als Wächter sind in der deutschen Literatur nur überaus spärliche Angaben zu finden. Jedoch bedeutet der Mangel an Quellen keineswegs, dass der treue Haus- und Hofwächter dem Menschen folglich auch nur wenig bedeutet hat bzw. für ihn einen geringen Wert hatte. Im Gegenteil: Der Wert des Hundes war ein ganz und gar unbezahlbarer, wenn man einmal in Betracht zieht, welcher Umfang an Reichtümern diesen Hunden über die Jahrtausende hinweg nahezu blind anvertraut worden ist.
In den Jahrhunderten des Mittelalters, wo in den oft einsam gelegenen Schlössern und Burgen nicht selten riesige Vermögen geborgen lagen, wurden die treuen Wächter dieser Schätze des "Schlossers Hunde" genannt, die von den hoch gelegenen Schlössern und Zwingburgen wahrlich wie die Schlosshunde herunter ins Tal geheult haben müssen.
Generell gebrauchte man den Wachhund früher vor allem zur Sicherung der Feldfrüchte und des Viehs gegen nächtlichen Diebstahl, ebenso wie zur Bewachung von Booten und Kutschen.
Nachtwächter bekamen einen Wachhund an die Seite, die sie auf Gefahren aufmerksam machen sollten und sie vor tätlichen Angriffen schützen sollten.
Ein in pietätvoller Fürsorge den Hunden anvertrauter Dienst war derjenige, den sie als Friedhofswächter verrichteten. Die Hunde sorgten dafür, dass die Ruhestätten der Toten auch während der Nacht entsprechend geschützt wurden. Hunde als Friedhofswächter wurden vornehmlich in großen Städten eingesetzt, wie beispielsweise in Dresden.
Weit weniger bekannt ist die Verwendung des Hundes als Kirchenwächter. So wird von Berstenmeier [2] erwähnt, dass im alten Straßburg Hunde zur Bewachung des Münsters eingesetzt wurden. Und ja: früher durften Hunde generell mit in die Kirche genommen werden, auch zu den Gottesdiensten.
Ab dem späten Mittelalter wollte der Adel ein Monopol auf die Hundehaltung durchsetzen. Dieses Monopol sollte als Absicherung gegen wildernde Bauernhunde dienen, vor allem aber zur Manifestierung des Jagdrechts als Privileg des Adels. Diverse Gesetzeserlasse hatten es insbesondere auf die Bewegungsfreiheit des Bauernhundes abgesehen: Wachhunde mussten an die Kette, Hütehunde wurden "gebüngelt", das bedeutet, dass der Bauer verpflichtet war, seinem Hofhund einen großen Prügel ("Büngel" oder "Klöppel") vorn ans Halsband zu hängen, der diesen dann beim Laufen so stark behinderte, dass ihm das Hetzen von Wild nahezu unmöglich wurde.
Von einem weitaus drastischeren Vorgehen der Herrschaft gegen die Bauernhunde berichtet die Schweizer Bilderchronik: Der Züricher Bürgermeister Hans Waldmann ließ 1489 sämtliche Bauernhunde töten, um in seinem Jagdvergnügen nicht behindert zu werden. In dem Text findet man übrigens eine ausdrückliche Bemerkung zur Funktion der Bauernhunde: Wachdienst über das Haus und Schäferdienst über die Viehherde. Auch Kurfürst August von Sachsen, der von 1559 bis 1586 regierte, zwang den Bauernhunden die Kette bzw. den Klöppel auf. Da jedoch die Verordnung über die Klöppelung der Hunde angeblich nicht gegen das illegale Wildern der Hunde half, so sollte unter Augusts Nachfolger, Christian I., allen Hunden, die von den Bauern mit aufs Feld genommen wurden, ein Vorderlauf abgehackt werden. Da die Bauern allerdings auf ihre Hunde angewiesen waren - zum Schutz ihrer Höfe, ihres Viehs und ihrer Ernten - ließ sich das Ansinnen des Adels auf Dauer wirtschaftlich nicht durchsetzen.
Schließlich wurde ein Hundeschlag, der Spitz, züchterisch so selektiert, dass er praktisch keinen Jagdtrieb mehr hatte. So ein Spitz ohne Jagdambitionen wurde den Bauern schließlich vom Adel zugestanden.
Zuallererst einmal muss ich hier klar differenzieren zwischen echten Wachhunden und Pseudo-Wachhunden. Deutsche Spitze sind echte Wachhunde, Rassen wie bspw. die Deutschen Schäferhunde nicht. Die heißen nämlich Schäfer-Hunde, weil sie die Hunde des Schäfers waren, für die Aufgabe des Wachhundes wurden sie jedoch niemals züchterisch selektiert. Dem echten Wachhund ist seine Aufgabe angeboren und tief in seinen Genen verankert. Das erkennt man vor allem daran, dass man einem Spitz überhaupt nicht beizubringen braucht, wie er seinem Job nachzukommen hat, der kann das einfach so.
An die Funktion des Hundes als Wächter sind einige körperliche wie charakterliche Voraussetzungen gekoppelt, gemäß dem gern von mir zitierten Credo "Form follows function". Wie muss er also sein, der ordentliche Wachhund?
Bereits Columella berichtet in seinem Werk über die Landwirtschaft davon, dass der Körper eines Wachhundes kräftig und gedrungen sein muss, mit breiter Brust und mittellangem Hals (denn Hunde mit kurzem Hals sind schlechte Beißer - und als Ultima Ratio sollte ein Wachhund eben auch kräftig zubeißen können).
Schwarze Hunde wurden immer vor allen anderen Farben bevorzugt, weil sie am Tage furchterregender wirken und des Nachts nicht zu sehen sind. Ein derart unsichtbarer Hund kann einen Einbrecher natürlich viel leichter packen als ein weißer Hund, den der Ganove schon von Weitem herankommen sieht. Man stelle sich den Schreck vor, der dem Dieb in die Glieder fährt, wenn der schwarze Spitz - pfeilschnell aus der Finsternis herausschießend - zum Angriff bläst.
Bei einem guten Wachhund kommt es nicht auf Sportlichkeit und Ausdauer an, da er seinen Dienst ja ausschließlich im näheren Umfeld verrichtet, sondern mehr darauf, dass seine gesamte körperliche Erscheinung besonders eindrucksvoll auf zwielichtige Gestalten wirkt. Dazu ist ihm, neben einer ordentlichen Wucht beim Anspringen, auch die Fähigkeit zu scharfem Galopp äußerst dienlich, um möglichst schnell zur Stelle sein zu können und um ggf. heftig angreifen zu können.
Lassen wir aber die Bücher für uns sprechen:
"daß er vor allen Dingen munter und gewahrsam sein soll, daneben von schwarzer Farbe, damit er beitage den herumschweifenden lüderlichen Gesind desto schrecklicher und abscheulicher vorkomme und beinacht im Dunkeln von niemand möge erkannt noch gesehen werden. Er muss eine helle und starke Stimme haben oder ein mittelmäßiges fürchterliches Bellen. Es soll sein Geschrei nicht gar zu abscheulich sein. Ist er gar zu lieblich und gelind, so werden Diebe zunachts eine schlechte Furcht vor ihm haben [...] gegen alle Fremden unfreundlich, sonderlich bei Nachtzeit, hingegen desto sittsamer und freundlicher gegen die Hausgenossen und das ins Haus gehörige Vieh, welches er weder scheuen, beißen oder anfallen, sondern sicher passieren lassen soll." [1]
Wie dem Zitat zu entnehmen, muss der Wachhund Fremden gegenüber unbedingt misstrauisch sein, in Gegenwart seiner Familie aber zerfließen wie Butter in der Pfanne, d.h., der gute Wächter sollte also zwingend eine große Bindungsbereitschaft an seine Familie aufweisen. Sozusagen "außen hart, innen zart".
Auch geht aus dem Zitat ganz eindeutig hervor, dass ein Wachhund geflügelfromm sein muss; er darf sich weder an den heimischen Tieren vergreifen noch sie fürchten, sondern muss ihnen gegenüber eine große Harmlosigkeit an den Tag legen.
Eine nicht zu unterschätzende Bedingung für die abschreckende Wirkung des Wachhundes ist seine Stimme: Das Bellen an sich muss einfach schon eindrucksvoll sein! Wann immer ich Bekannte im Dörfchen Penkendorf in Polen besuche, könnte ich mich jedes Mal über den Nachbarshund amüsieren. Dieser wird an der Kette gehalten und hat - obwohl er wirklich kein kleiner Hund ist - ein Bellen, das so quietschig, lächerlich und hoch ist, dass man den Köter einfach nicht ernst nehmen kann. Schon gar nicht als Wächter!
Auf die Größe kam es bei einem Wachhund übrigens nie an, vielmehr leisteten kleine Hunde dieselbe gute Arbeit, wie die großen. Diese Hunde liefen nachts frei umher, beim leisesten Geräusch schlugen sie an und glaubten sie, einen ungebetenen Besucher wahrzunehmen, so erhob auch das kleinste Tierchen ein so durchdringendes und anhaltendes Gebell, dass der Eindringling für gewöhnlich umgehend die Beine in die Hand nahm.
Zu der viel erörterten Frage, welche Hunderasse sich besonders als Wachhund eignet, erzählt uns Ernst Floeßel die folgende Anekdote:
Der berühmte Rechtsanwalt Odillon-Barrot hatte einst die Aufgabe übernommen, einen Dieb zu verteidigen und es war ihm gelungen, diesem die Freisprechung zu erwirken. Um seine Dankbarkeit zu bekunden, besuchte der Dieb den Anwalt und wollte ihm eine ziemlich beträchtliche Geldsumme anbieten. Der Anwalt lehnte das Geld jedoch ab und bat den Dieb hingegen um einen Rat.
„Ich habe auf dem Lande“, sagte er, „ein vereinzelt drehendes Haus. Welches ist das beste Mittel, um mich gegen Diebe zu schützen?“
„Mein Herr“, antwortete der Dieb, „halten Sie sich einen Hund, aber vertrauen Sie mir, einen kleinen Hund, nicht einen großen. Was die Großen anbelangt, so gewinnen wir sie bisweilen durch Bestechung für uns, aber die Spitze niemals. Sie bellen bei dem geringsten Geräusch so heftig, dass sie uns in die Flucht schlagen.“
Wer also einen unbestechlichen Wachhund sucht, der kaufe sich nach dem Urteil dieses „Sachverständigen“ gefälligst einen Deutschen Spitz! 😎
"Spitzel" heißt in der Gaunersprache des Rotwelsch "Zuträger" und bezeichnet damit jemanden, der der Polizei etwas verraten hat, der gepetzt hat. Vielleicht liegt auch hier ein Ursprung des Rassenamens? Oder umgekehrt? Ist der Spitzel etwa nach dem Spitz benannt? 🤷🏼
Als unbestechlicher Wächter hütet der Spitz seit jeher Haus und Hof. Deutsche Spitze sind heimtreu, das heißt, sie verlassen den Hof bzw. das Grundstück nicht. Dennoch ist der Deutsche Spitz ein Sohn der freien Natur und nur wenn er seine Freiheit hat, ist er in seinem Element, nur dann kommt seine körperliche Schönheit und Eleganz zur Geltung. Sei äußerst unruhiges und lebhaftes Temperament macht in ungeeignet für Zwinger und Kette und er würde dort ein wirklich trauriges Dasein fristen. Zudem ist ein eingesperrter bzw. angeketteter Wachhund nutzlos, da er seine Familie ja nicht wirklich wirksam vor Gefahren schützen kann.
Deutsche Spitze sind äußerst eigentumsbewusst. Sie identifizieren sich schier mit dem Besitz ihres Herren, den sie dann als ihr "Revier" ansehen und kompromisslos verteidigen.
"Der Bürger wird sich bewähren, der seine Burg zu schirmen weiß", sagte Ludwig Uhland einmal.
Genau diese Charaktereigenschaft ist dem Spitz zu eigen, wie er denn überhaupt eine Fülle von Tugenden besitzt, die den guten Familienhund ausmachen. Von Natur aus ist er ein friedfertiges, aber verschmitztes Energiebündel, das seinem Familienrudel liebevoll ergeben ist. Robust und unempfindlich gegen Witterungseinflüsse ist er gern flink auf den Pfoten, damit ihm nur ja keine Begebenheit, die er mit der seinem Stamm eigentümlich knodderigen Art kommentiert, entgeht. Seinen Freunden hält er unbestechlich die Treue, und was seine Feinde anbelangt, so erkennt er sie instinktiv sofort.
Er ist überhaupt ein gewitzter Kerl. Gegen Fremde ist er misstrauisch und abweisend. Allerdings ist es nicht jedermann wert, "Gegenstand seines Zorns" zu sein. Hat er sich aber endlich zum Kampf entschlossen, zeigt er unbändigen Schneid und Mut.
Was für'n klasse Typ, oder?! Damit der Deutsche Spitz jedoch sein Amt als unbestechlicher Wächter ordentlich ausführen kann, müssen ein paar Hinweise zur Haltung beachtet werden:
(1) Ein Wachhund ist nur dann unbestechlich, wenn er auch satt ist. Daher sollte ihm Futter in reichlichem Maße und zur völligen Sättigung zur Verfügung stehen, damit er gar nicht erst auf die Idee kommen kann, sich aufgrund seines Magenknurrens von Fremden bestechen zu lassen oder sich an den Hoftieren zu vergehen. Und mal im Ernst: Ein Hund, dem man die große Aufgabe anvertraut, das gesamte Hab und Gut seiner Menschen zu beschützen, sollte sich auch satt fressen dürfen. Oder um es mit dem ollen Hesiod zu sagen:
"Auf scharfzähnige Hunde gepflegt nicht spare des Brotes,
Daß kein tagdurchschlafender Mann dir die Güter entwende." [6]
Alte Quellen weisen übrigens darauf hin, dass große Mengen Fleisch sowohl dem Hirtenhunde als auch dem Wachhunde zu versagen sind, da die Hunde dadurch möglicherweise fleischgierig und triebig werden. Das mag so sein, muss aber nicht. So oder so hat ein Hofhund wie der Spitz zu keinen Zeiten in der Vergangenheit ständig solche Mengen an Fleisch vorgesetzt bekommen, wie derzeit. Hier mal ein kleiner Einblick in die Verpflegung der Hunde in alter Zeit: "Vom vegetarischen Hausschwein Hund". Hunde sind Gemischtköstler wie wir Menschen und sollten auch so gefüttert werden, dann werden sie satt und in der Folge unbestechlich.
(2) Im Rassestandard für den Deutschen Spitz heißt es sinngemäß "Der Spitz ist von Natur aus misstrauisch". Diese Anlage sollte man unterstützen und gerade den jungen Hund nicht von jedem begrabbeln lassen, wenn man Spitzchens Wächtereigenschaften fördern möchte. Der junge Spitz sollte vorerst nur in seinem engsten Umfeld aufgezogen werden, dieses und seine Familie sollten sein Reich sein und sonst nichts. Nur so bleiben seine charakteristischen Wesenszüge erhalten, nur so bleibt der Spitz das, was er immer war: ein treuer, unbestechlicher und guter Wächter, für den es nur seine Familie und deren Eigentum gibt. Auf diesen seinen Eigenschaften sollte man aufbauen und sich diese zunutze machen. Das sind die Fäden, die später zu Ketten werden.
Nach Beobachtung des Kynologen Hellmuth Wachtel sind auch heute noch Hunde die besten Beschützer des Eigentums und seiner Menschen, wenn er berichtet: "Eine Umfrage bei den Polizeipräsidenten von fünfzig Städten der Bundesrepublik Deutschland hat gezeigt, dass, selbst in den Zeiten der Technik und der Alarmanlagen, ein Hund, gleichgültig, ob er klein oder groß, den sichersten Schutz gegen Einbrecher darstellt." Ein weiterer Vorteil der "Alarmanlage Hund" ist ihre permanente Betriebsbereitschaft - sie funktioniert sogar bei Stromausfall.
Daher wurde auch in der seinerzeit größten Stadt der Welt, im antiken Rom, die Hundehaltung, anders als heute, weder verboten noch eingeschränkt. Richtig so! Oder um es mit den Worten von Cicero zu sagen: "Der könne unbesorgt schlafen, welcher einen Hund zum Wächter habe." Man ersetze lediglich das Wort "Hund" durch "Spitz". 😜
Aber Obacht! In Deutschland muss ein Hund grundsätzlich so gehalten werden, dass er andere nicht verletzen kann, das gilt selbst für irgendwelche Einbrecher bzw. generell für alle, sogar wenn sie das Grundstück unbefugt und mit zwielichtigen Absichten betreten. Beißt der Hund zu, kann dem Eindringling sogar Schmerzensgeld zugesprochen werden.
Hält man daher einen scharfen Spitz, muss man seitens der geltenden Rechtssprechung dafür Sorge tragen, dass ein beispielsweise um den Garten herum ein ausreichend hoher Zaun vorhanden ist, dass alle Tore verschlossen sind und dass ein Warnschild am Gartenzaun befestigt ist. Es ist allerdings nicht ratsam, ein Schild zu montieren, auf dem vor dem bissigen Hund gewarnt wird, da man dann als Hundehalter bereits zugibt, dass vom eigenen Hund ein gewisses Risiko ausgeht. Die Schilder sollen also lediglich auf den frei laufenden Hund hinweisen und das Betreten des Grundstückes verbieten. Aber egal welche Vorkehrungen man so trifft, als Hundehalter haftet man grundsätzlich erst einmal für alle Schäden, die der Hund verursacht. Muss man nicht verstehen....
Eine Alternative zum Warnschild: Man lässt sich, wie die alten Römer, den Boden vor der Eingangstür einfach im Cave-Canem-Stil fliesen. Wirkt vielleicht etwas eindrucksvoller als so ein lausiges Plastikschild.
Wenn schon der Kynologe Ludwig Beckmann in seinem 1894 erschienenen Werk "Rassen des Hundes" feststellte, dass der Spitz alle anderen Haushunde an Wachsamkeit übertrifft, dass er beständig misstrauisch, argwöhnisch beobachtend und jederzeit auf dem Posten ist, dann kann das Wesen dieser Rasse nicht treffender bezeichnet werden. Der geringste Verdacht bringt den Spitz in Alarmzustand, und mit anhaltendem, lautem Bellen weiß er seinem Misstrauen eindeutig Ausdruck zu geben. Da diese Eigenschaft des Spitzes in unserem dicht besiedelten Land in der Regel aber eher nicht auf Begeisterung trifft, ist es ratsam, dem Gebell erzieherisch etwas Einhalt zu gebieten. Und ja, das ist kein Problem. Ein Spitz - egal ob groß oder klein - muss kein Kläffer sein!
Ein ordentlicher Spitz weiß das Eigentum seiner Familie energisch zu beschützen, auch Feinhörigkeit und Mut sind bei ihm erstaunlich ausgeprägt. Ich las von einem Wolfsspitz, der - im Hausflur schlafend - nachts um 2 Uhr ein rasendes Gebell anstimmte und nicht zu beruhigen war. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass Einbrecher zwei Häuser entfernt versucht hatten, durch ein eingeschlagenes Fenster einen Diebstahl auszuführen.
An Orientierungsvermögen fehlt es unseren Spitzen auch nicht. Diese Erfahrung musste einst die Besitzerin eines Wolfsspitzes machen, die ihren treuen Hund loswerden wollte. Das Tier wurde per Bahn an einem Regentag zum neuen Herrn in eine etwa acht Stunden entfernte Landschaft verbracht. Erst nach mehreren Tagen ließ man den Hund morgens um acht Uhr bei trübem Wetter aus dem Zwinger. Er war noch nie zuvor in dieser Gegend gewesen. Ein paar Tage später erschien er nachmittags wieder an seinem früheren Wohnort. Solche Brieftaubenarbeit hätte jedem Polizeihund alle Ehre gemacht.
Es gibt ein altes Sprichwort, das da lautet "Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande". Und genauso ergeht es unserem Deutschen Spitz. Obwohl er unsere älteste, heimische Hunderasse ist und ein Wächter, wie man ihn sich geeigneter nicht ausdenken könnte, bedient man sich aktuell lieber Rassen zur Bewachung von Haus und Hof, die gar nicht für diese Aufgabe gezüchtet wurden, statt sich unseres Spitzes zu erinnern. Da werden Hunde wie Golden Retriever (*rofl*), Windhunde (Hä?) oder gar Jagdhunde (JAGDHUNDE!!! Ja nee, is' klar!) auf großen Hundewebsites (beispielsweise hundeo.com) als geeignete Rassen zur Bewachung empfohlen. Weil sie alle bellen können oder wie? Ich lach' mich ja tot! 😆
Also merke: Der Deutsche Spitz ist unsere heimische Wachhunderasse, die durch Treue, Aufmerksamkeit und Unbestechlichkeit glänzt. Ein Juwel unter den Hunden. Wenn es also ein Wachhund sein soll, dann legen Sie sich doch bitte einen Deutschen Spitz zu!
Die nachfolgenden Erzählungen schildern wahre Erlebnisse, die Spitzfreunden mit ihren vierbeinigen Kameraden widerfahren sind und die geradezu plastisch aufzeigen, wie sehr sich Deutsche Spitze mit dem Hab und Gut ihrer Familie identifizieren. Diese Geschichten legen damit zugleich ein ausgezeichnetes Zeugnis über die Vielseitigkeit dieser wunderbaren Hundeasse ab.
„Der bemerkenswerteste Spitz, den ich je kennengelernt habe, hieß Felix. Wie alle Spitze hatte er ein ausgeprägtes Gefühl für das Eigentum seines Herren. Nichts kam ins Haus, was er nicht sofort registrierte und in seine überaus präzise geführte Inventarliste aufnahm. Nichts konnte aus dem Haus geschafft werden, ohne dass Felix heftig, lautstark und anhaltend protestierte.
Eines Tages schenkte sein Herr dem Gärtner, der die Sträucher und Rosen beschnitten hatte, eine Hose. Am nächsten Morgen war Felix verschwunden. Erst am späten Abend tauchte er wieder auf, knurrend, grollend und völlig erschöpft. Er kam jedoch nicht auf seinen eigenen vier Pfoten – er hing an der Hose, in der noch der Gärtner drinsteckte. Der Mann hatte einige Straßenzüge entfernt gearbeitet. Plötzlich war ein weißes Fellknäuel über den Zaun geflogen, hatte sich bellend und zähnefletschend auf den Gärtner gestürzt und sich in der Hose verbissen.
Man hatte es mit gütlichem Zureden, mit Drohungen und ein paar Klapsen versucht. Man hatte Felix einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen und ihm einen Kalbsknochen unter die Nase gehalten – Felix wollte die Hose und sonst gar nichts. Schließlich blieb dem Gärtner nichts anders übrig, als mit dem Hund am Bein zu Felix’ Herrn zu laufen. Der wiederum hatte keine andere Wahl, als zu der Gärtnersfrau zu gehen, um von dort eine Hose zu holen, in der sich der Gärtner dann, begleitet von fröhlichem, friedlichem Gebell, unbeanstandet entfernen durfte. Felix’ Wachsamkeit, die Sie durchaus als übertrieben bezeichnen dürfen, ist eine charakteristische Eigenschaft aller Spitze. Wenn man ihnen jedoch nachsagt: Sie hängen mehr an dem Eigentum ihres Herrn als an dem Herrn selbst, dann verleumdet man sie. Eines aber darf uneingeschränkt behauptet werden: Der Spitz im Haus erspart die Alarmanlage!“
„Eine äußerst amüsante Geschichte erzählte einst ein englischer Freund der Rasse: Er hatte einen dreijährigen Spitz geschenkt bekommen, der sich nur schwerlich in der neuen Umgebung einlebte, offensichtlich trauerte er seinem alten, verstorbenen Herrn nach. Tag um Tag und Woche um Woche verging, ohne, dass der Hund vergnügt und munter wurde, obwohl man sich alle Mühe mit ihm gab. Er begann zwar allmählich etwas besser zu fressen als anfangs, aber von Wachsamkeit, wie man sie mit Recht erwartete, konnte vorerst keine Rede sein. Eines Tages war der Bann jedoch gebrochen.
Sein neuer Besitzer, der in einem einsam gelegenen Landhaus wohnte, hatte den Postboten gebeten, am nächsten Tag ein Paket mitzunehmen und stellte dasselbe abholbereit an die Gartenpforte. Wenngleich der Spitz auch nicht laut gebellt hatte, war es ihm doch nicht entgangen, dass ein Fremder etwas vom Grundstück entfernte und flugs folgte er der Spur des Beamten. Lautlos jagte er neben dessen Fahrrad her, machte jeden Halt mit, bis das Postamt erreicht war. Als der Bote hier angekommen das Paket vom Rad heben wollte, schloss sich plötzlich das scharfe Gebiss des Hundes um sein Handgelenk, wobei bedrohliche Knurrlaute zu vernehmen waren. Auch weitere Versuche scheiterten an der plötzlich erwachten Aktivität des Tieres und es blieb nichts weiter übrig, als durch einen zweiten Beamten den Besitzer herbei zu telefonieren.
Der Spitz ließ sich weder durch gütliches Zureden, noch durch drohende Befehle beeindrucken, das vermeintlich gestohlene Eigentum seines Herrn herauszurücken. Von dem Tage an, war er wieder der Alte, wobei bemerkenswert ist, dass er zu den selten bellenden Hunden seiner Gattung gehörte, die – wie der geschilderte Vorgang zeigt – auch ohne viel Lärm ihre Aufgabe bestens erfüllen.“
„Aber im Allgemeinen ist der Spitz als Wächter schnell bekannt und gefürchtet in seiner Umgebung. So wurde bei der Vernehmung eines Einbrechers einst gefragt, weshalb er sich gerade ein bestimmtes Haus und nicht die nebenan stehende prachtvolle Villa für seine Diebestour ausgesucht hätte, wo doch sicherlich größere Beute zu erwarten gewesen wäre. „Nein“, lautete die Antwort, „dort ist ein Spitz, der sich nicht einmal durch eine Wurst beruhigen lässt!“
„Weiter hören wir von einem Kleinspitz, der mit leidenschaftlicher Liebe an seinem Herrn und dessen Eigentum hing. Obwohl seine Schulterhöhe keine 26 cm überstieg, steckte in ihm der Mut eines Raubtieres. Jeden Abend musste er sein Lager im Erdgeschoss des Hauses aufsuchen, in dem sich die Schlachterei seines Besitzers befand. Und eines Nachts in den mageren Nachkriegsjahren geschah es, dass ein Einbrecher es auf die Schinken und Würste des Hauses abgesehen hatte, jedoch nicht mit der steten Alarmbereitschaft des kleinen Spitzes rechnete. Mutig stürzte der kleine Kerl sich nach guter alter Spitzart auf den Eindringling und als dieser versuchte, ihn mit einem Fußtritt beiseite zu schleudern, steigerte sich seine Wut derart, dass er sich in dessen Hose verbiss und nicht abschütteln ließ. Unglücklicherweise gelang es dem Gangster sein Messer zu zücken und es wäre wohl um den kleinen Hund geschehen gewesen, wenn jetzt nicht durch den Lärm aufgeschreckt die Hausbewohner herbeigeeilt und die Polizei alarmiert hätten, die den ungebetenen Besucher abholten. Nicht weniger als sieben Stichverletzungen wies der tapfere Kleinhund auf, die glücklicherweise nicht lebensgefährlich waren.“
„Eine habe ich noch: Ein Hund auf einem Pachthofe hatte die Hühner des Hofes zu bewachen, welche er mutig gegen Füchse, Wiesel und dergleichen verteidigte. Jeden Abend steckte er vorsichtig seinen Kopf in die Luke des Hühnerstalls und zählte gleichsam die Häupter seiner Lieben, um zu sehen, ob ja keines fehle. Eines Tages verkaufte der Pächter drei Hühner an einen fremden Händler, während der Hund eben nicht da war. Abends steckte dieser wie gewöhnlich seinen Kopf in die Luke und fand die ihm anvertraute Schar zu seinem großen Verdruss stark vermindert vor. Da rennt der Hund wie ein Blitz aus dem Dorfe fort, trifft in einer Meile Entfernung den Händler, wirft ihn über den Haufen, ergreift auf dessen Karren den Korb mit den drei Hühnern, befreit sie und jagt sie triumphierend zurück.
Der Pächter, welcher den Hund nebst der Hühnerschar mit Staunen kommen sah, nahm sich vor, in Zukunft keine Hühner mehr zu verkaufen, ohne zuvor seinen Hund davon in Kenntnis zu setzen.“ Ich fresse einen Besen, wenn es sich bei dem Hund in der Erzählung nicht um einen Spitz handelt!
[1] Franz Philipp Florinus: "Der kluge und rechtsverständige Hausvater. Ratschläge, Lehren und Betrachtungen des Franciscus Philippus Florinus"
[2] Jörg Berstenmeier war ein biblischer Schriftsteller aus Ulm, der zwischen 1525 und 1545 wirkte
[3] "Der Hund - Ein Mitarbeiter an den Werken der Menschen", S. 259
[4] Hier zeigt sich ein ständiges Problem: Die Quellen widersprechen sich mitunter erheblich. War "Mistbeller" jetzt ein Synonym für den Spitz? Oder doch eher eine allgemeine Bezeichnung für Wachhunde in damaliger Zeit?
[5] Bildquelle
[6] tagdurchschlafender Mann = Dieb
[7] "Der Deutsche Spitz" Nr. 136, S.11
Stand: 22.01.2024