[Meinung] Wenn es um die Frage der Bewegung von Welpen und Junghunden geht, liest man immer wieder Aussagen wie die, daß ein Welpe nur 5 Minuten pro Lebensmonat spazieren gehen dürfe und man nur ja keine langen Strecken mit dem Welpen laufen darf - und wenn, dann frühestens mit sechs Monaten und auch nur alle paar Tage mal. Das richtige Maß an Bewegung zu finden, stellt anscheinend für viele ein großes Problem dar.
Ich gehe mit diesem Thema recht pragmatisch um. So sagt man ja stets, daß Kinder viel Bewegung brauchen, sonst bekommen sie Haltungsschäden und werden zu dick. Wieso also handhabt man es beim Welpen denn dann so anders? Auch die müssen sich ordentlich bewegen, daher denke ich, daß hier der Hase im Pfeffer liegt: was in den meisten von mir beobachteten Fällen zu kurz kommt, ist die Bewegung des Welpen. Da wird auf ausreichend Schlaf geachtet ("22 Stunden müssen es schon sein"), man macht Kopfarbeit mit dem Welpen ("Mein Welpe ist schon total erfolgreich im Baby-Mantrailing und kann auf zwei Beinen rückwärts laufen!"), so daß dieser mit 15 Wochen schon 10 Tricks beherrscht (wozu eigentlich?) und meisterlich Käsewürfel aus Baumrinden puhlt. Weiterhin werden Ruheworte etabliert und mit Argusaugen darauf geschaut, daß der Welpe nur ja nicht wild rumspackt, denn "Der braucht Ruuuuuuuhe!". Ja, braucht er auch, aber nicht ausschließlich, denn nur bei Normalgewicht UND genügend Bewegung können Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder des jungen Hundes gesund heranwachsen. Der junge Hund braucht bestenfalls mehrere Bewegungssequenzen am Tag und danach jeweils eine große Mütze voll Schlaf.
Um nicht falsch verstanden zu werden: mit "Bewegung" meine ich kein Auslasten im Rahmen von Hundesport oder so. Ich meine mit Bewegung laufen, traben und rennen, alles immer ohne Leine. Welpen brauchen nämlich keine Leine (maximal zur Sicherung an verkehrsreichen Straßen, aber da kann man den Welpen auch einfach tragen), wo sollen sie denn auch hin...? Weiterhin sollte die Bewegung natürlich nicht erzwungen oder übertrieben werden. Legt sich der Welpe beim Waldspaziergang hin, dann hat der genug und kommt auf den Arm, es wäre völlig falsch, ihn zu Weiterlaufen bewegen zu wollen.
Häufig hört man ja auch, Hunde unter einem Jahr hätten zu weiche Gelenke, um zu springen, Treppen zu steigen oder am Fahrrad zu gehen. Dies führt dazu, daß viele ihren jungen Hunden diese Bewegungsformen quasi geradezu verbieten. Lustigerweise dürfen eben diese Dreikäsehochs dann aber beim Ballspielen oder in der Welpengruppe wie die Berserker toben, obwohl ja solche abrupten Sprint-und Bremsmanöver viel stärker auf die Gelenke gehen als gemächliches und gleichbleibendes Traben. Merkt man schon beim Lesen, daß das Schwachsinn ist, oder?
Daher: der junge Hund muss keine Kunststückchen lernen oder mit Leckerli vollgestopft werden und es ist es Quatsch, ihn ständig zurückzuhalten und nur Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe zu fordern. Kinder brauchen Bewegung um sich ordentlich zu entwickeln. Hätte ich als Kind nur stillsitzen müssen, hätte ich heute vermutlich eine Wirbelsäule wie ein Wasserspeier. Verwöhnen Sie also Ihren Jungspund doch mal mit mehr natürlicher Bewegung und mit weniger Keksen. Er wird es Ihnen danken!
Habe die Ehre!
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