Ein weißer Spitz schloss Freundschaft mit dem kleinen Hamster. Und das kam so: Hamster Schnuffi wurde von seinem Besitzer auf der Straße ausgesetzt - und aus Kummer verweigerte Schnuffi fortan jegliche Nahrung und drohte zu verhungern. Bis Spitz Micky kam...
Sie ist rührend, diese Freundschaft zwischen dem weißen Spitz Micky und seinem possierlichen Gefährten, dem Goldhamster Schnuffi. Als der kleine Hamster aus Einsamkeit zu sterben drohte, tauchte Micky auf und nahm sich des verlassenen, scheuen Tieres an. Das braune, wollige Tierchen mit den lustigen, tiefschwarzen Augen knabberte vergnügt an einer Kirsche, als die Zimmertür geöffnet wurde. Mit einem Satz sprang Schnuffi, der Hamster, in einen leeren Blumentopf. Von dort aus schaute er misstrauisch und wohl auch ein wenig neugierig auf die Eindringlinge, die ihn bei seinem köstlichen Mahl gestört hatten.
„Der kommt gleich wieder hervor. Er braucht bloß seinen Micky zu sehen", versprach Tierinspektor Albert Scheer - und tatsächlich: Kaum hatte Schnuffi den weißen Spitz entdeckt, da verlor er seine Scheu. Er kletterte aus dem Topf und sauste mit freudigen Sprüngen auf seinen Freund zu. Schließlich stieg er dem leicht erstaunten Micky sogar auf den Kopf.
„Man sieht's, die beiden haben Freundschaft geschlossen", lachte Tierinspektor Albert Scheer und fügte dann, ernster werdend, hinzu: „Unser Micky hat dem Hamster das Leben gerettet. Ohne ihn wäre Schnuffi verhungert."
Die traurige Geschichte des Hamsters begann im Frühsommer. Bewohner in der Freiburger Goethestraße fanden den kleinen Goldhamster in einer Schuhschachtel auf dem Bürgersteig. Sofort brachten sie das von seinem Besitzer so schmählich im Stich gelassene Kerlchen ins nächste Tierheim. „Es war schon so verhungert, dass ich seine Rippen zählen konnte", erinnert sich der Tierinspektor heute. "Schnuffi musste wochenlang nichts zu fressen bekommen haben."
In den darauffolgenden Tagen kümmerte sich Albert Scheer persönlich um den Hamster. Doch Schnuffi wollte sich nicht eingewöhnen. „Den ganzen Tag über saß er traurig in einer Ecke seines Käfigs. Jeden noch so leckeren Bissen, den wir ihm brachten, lehnte er ab. Dabei sind doch Hamster im allgemeinen sehr verfressen und stopfen alles, was sie nur bekommen können, mit Heißhunger in sich hinein." Albert Scheer war ratlos. "Wir mussten Schnuffi schließlich gewaltsam ernähren."
Doch dann geschah das kleine Wunder. Schnuffis Betreuer hatte gerade wieder einen Leckerbissen in den Käfig gesteckt, als das Telefon läutete. Albert Scheer lief zum Apparat und vergaß den Käfig zu schließen. Als er zurückkehrte, war Schnuffi verschwunden. „Ich bekam einen großen Schrecken, Er saß an unseren Spitz Micky gekuschelt und fraß das eingeweichte Brot aus dem Hundenapf." Micky schien nichts dagegen zu haben. Ja, es schien ihm sogar Vergnügen zu bereiten, endlich einen neuen Spielkameraden zu haben."
Von dem Moment an wusste Albert Scheer, dass nun alles gut werden würde. Er wusste, dass es die Einsamkeit war, die den kleinen Goldhamster so sehr gequält hatte, so sehr, dass er in Hungerstreik getreten war und sterben wollte.
Aus : "Neue Post" (1970)
Anmerkung: Ein ordentlicher, gut erzogener Spitz und ist mit allen anderen Haustieren verträglich und behält sein Leben lang ihnen gegenüber seine unbedingte Harmlosigkeit. Das liegt meines Erachtens nach vor allem daran, dass der Deutsche Spitz eben nicht jagt. Instinktiv spüren das die Tiere - und so auch Hamster Schnuffi, der wohl wusste, dass ihm Micky nichts tun würde. Selbst Wildtiere, die man ja dann und wann auf dem Spaziergang trifft, fühlen anscheinend, dass vom Spitz keine Gefahr für sie ausgeht, so dass sie bei seinem Anblick eben nicht die Flucht ergreifen, sondern ruhig dort bleiben, wo sie sind. Das habe ich selbst schon mehrfach so erlebt und es wurde mir auch von anderen Spitzbesitzern bestätigt. Wie sooft ist der Schlüssel dazu sicherlich der fehlende Jagdtrieb des Spitzes.
[1] © Birgit Kaiser Fotografie (www.tierportraits-b-kaiser-de.webnode.com)