Tatsächlich kann ich das gar nicht mehr sagen. Nachdem ich schätzungsweise irgendwo mal einen Wolfsspitz gesehen hatte und den Namen aufgeschnappt haben musste, habe ich mich recht grob über die Rasse informiert und für gut befunden, und zwar für so gut, daß es schnell nur noch die Option "diese Rasse oder keine" gab. Im Nachhinein betrachtet hat meine Intuition voll ins Schwarze getroffen, obwohl ich zu Anfang noch so wenig Ahnung vom Spitz hatte, daß ich einmal einen Eurasier für einen sehr großen Wolfsspitz gehalten habe. Den Hund habe ich vor kurzem nochmal gesehen: der hat einen Kopf, so groß wie eine Bowlingkugel und Pfoten wie Toilettendeckel - eben typisch Chow-Chow-Einschlag.
Da ich niemand bin, der sich von jetzt auf gleich ein Tier zulegt - abgesehen von Hamstern als Kind, und die tun mir heute noch leid - hatte ich mich auf eine gewisse Vorlaufzeit eingestellt. Tatsächlich belief sich diese auf ein knappes Jahr; ich für mich habe das als positiv empfunden, die Zeit zu haben, eine wirklich fundierte Entscheidung hinsichtlich der Anschaffung eines Welpen treffen zu können.
Kunos Züchterin Martina Herzog-Spies habe ich auf der Seite des Vereins für Deutsche Spitze unter "Deckankündigungen" gefunden. Ich habe natürlich mehrere Züchter kontaktiert, aber Martina war mir direkt sympathisch und darum habe ich sie ausgewählt. Auch wieder Glück gehabt: Damals hatte ich noch keine Ahnung vom Unterschied zwischen Wolfsspitzen und Keeshonden und habe mir (Gott sei Dank) zufällig eine ordentliche Wolfsspitzlinie ausgesucht.
Als ich ihn am Karfreitag 2019 zum ersten Mal kennenlernen durfte, war er zwar noch etwas schüchtern, aber schon ganz der Kuno, der er auch jetzt ist: todesmutig hat er sich schon als kleiner Scheißer in einer Welpen-Spiel-Wippe fast stranguliert. So kennt man ihn: ein übermütiger Eierkopp! 😉Wir haben die Rasselbande dann noch einmal besucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich schon zu Martinas Liebling gemausert, die ihn - verständlicherweise - wirklich nur sehr ungern hergeben wollte.
Buddy-Kuno vom Windhainersee ist im Alter von 9 Wochen bei uns eingezogen und lebt hier mit Katze Leni und Kater Robert sowie mit uns beiden Zweibeinern zusammen. Nach anfänglicher Schüchternheit hat sich schnell gezeigt, dass er absolut seinen eigenen kleinen Kopf hat.
Kunos Name leitet sich übrigens vom althochdeutschen "Kunolf" ab, was soviel heißt wie "Sippenwolf". Kuno ist einfach die Kurzform von Kunolf.
Kuno ist misstrauisch, aber nicht im Übermaß; die meisten Menschen sind ihm schlichtweg egal, von sich aus sucht er kaum Kontakt zu anderen Menschen. Bei Hunden sieht es hingegen etwas anders aus: er liebt sie alle. Wirklich alle. Obwohl ich Leinenkontakte so gut es geht vermeide, findet er jeden Hund ganz, ganz toll. Er ist allerdings auch mit jedem verträglich und kann sich sehr gut auf sein Gegenüber einstellen.
Kuno ist ziemlich dickschädelig und hat jede Menge Käse im Kopf; den Schalk hat er im Rucksack natürlich auch immer dabei. Man muss bei ihm bei der Sache sein, sonst trickst einen schneller aus, als man gucken kann. Er hat auch nur eine Bezugsperson, nämlich mich. Befehle nimmt er auch nur von mir entgegen. Geben andere Familienangehörige ihm ein Kommando, schaut er mich immer erstmal fragend an. Natürlich akzeptiert er unseren engeren Kreis problemlos, testet aber doch seine Grenzen gern mal aus - und auch die eine oder andere Frechheit.
Kuno ist extrovertiert und selbstbewusst, kein bisschen schüchtern und überhaupt nicht ängstlich. Manchmal muss ich bei ihm aber schon sehen, dass er nicht zu sorglos oder übermütig durch die Welt galoppiert, denn leider ist er so dösbaddelig wie ich selbst und verletzt sich gern mal.
Die Pubertät kam von jetzt auf gleich; eben hatte ich mich noch über seine hervorragende Leinenführigkeit gefreut, da war's damit auch schon wieder vorbei und er hat gezogen wie ein Auerochse. Mit Konsequenz haben wir das wieder hinbekommen, zudem muss er in Freifolge laufen und darf mich nicht überholen. Dies hemmt seinen Drang nach vorn; auch verhindert die Freifolge sehr gut eigenmächtige Entscheidungen meines Kunos (beispielsweise das lebensgefährliche Überqueren einer Straße, um einen anderen Hund zu begrüßen).
Er kuschelt gern und lässt sich die Wampe kraulen, ohne aufdringlich zu sein und ohne mir die ganze Zeit hinterherzulaufen. Er liegt ohne Probleme in einem anderen Raum und schläft. Wenn sich aber wirklich was Spannendes auftut, ist er schnell da, denn er kommt am liebsten mit uns mit. Da er neben seinem Job als Wachhund auch als Begleithund fungiert, darf er das auch. Dieser Hund macht auch wirklich alles mit, Hauptsache dabei.
Kuno hat null Komma null Jagdtrieb, nur Mäuse und Ratten sollten sich vor ihm in Acht nehmen. Er ist ein guter Wächter, ohne kläffig zu sein. In meiner Anwesenheit bellt er meist nicht, sondern zeigt mir via Blick oder Brummen, dass da etwas ist. Er akzeptiert auch Besuch bei uns zu Hause ohne Probleme, allerdings hätte selbiger in meiner Abwesenheit wohl eher keinen Spaß mit ihm. Als ich mal auf die Toilette ging, wurde eine Freundin von mir - die er gerade erst kennengelernt hatte - sofort an Ort und Stelle fixiert, bis ich wieder da war.
Kuno ist lieb und lustig, selbstbewusst und freigeistig. Er ist durchaus ein Anfängerhund, aber nur für Menschen mit Biss. Wer sich von ihm einlullen lässt, wird - schneller als er gucken kann - am Nasenring durch die Manege gezogen. Er braucht absolute Konsequenz, allerdings ohne dass Kadavergehorsam von ihm eingefordert wird; auch mit Rumbrüllen kommt man bei ihm nicht weit: Kuno verweigert dann und beruft sich auf sein Streikrecht. Bei ihm liegt die Kraft in der Ruhe und der gradlinigen Durchsetzung des Geforderten. Er neigt auch zur Konter-Korrektur, das heißt, ich korrigiere ihn, er folgt zwar der Anweisung, jedoch zähneknirschend und nicht, ohne das letzte Wort zu haben.
Er braucht keine übermäßige Bewegung, möchte aber bewegt werden. Und weil er nach wie vor dazu neigt, wie ein Auerochse zu ziehen, darf er seine Leidenschaft nun ausleben, indem er mich samt Fahrrad beim Bikejöring einmal ums Carré befördert.
Mit Birk versteht Kuno sich hervorragend, die beiden ergänzen sich prima, gerade weil sie so unterschiedlich sind. Einen cholerischeren Rüden als Kuno würde Birk aber vermutlich auch einmachen. Während Birki schneller gallig wird und mehr die spitztypischen Honigdachs-Eigenschaften sein Eigen nennt, ist Kuno überlegter und geduldiger; er hat wolfsspitztypisch einfach die längere Zündschnur. Er trickst Birk eher aus, um an das zu kommen, was Birk gerade hat. Da Konkurrenz bekanntlich das Geschäft belebt, ist Kuno seit Birks Einzug bemüht, mir zu gefallen. I like. 😉
Wenn es mich selbst als Hundeversion gäbe, dann wäre das Ergebnis Kuno. Wir sind uns charakterlich so ähnlich, wie sich Mensch und Hund nur ähnlich sein können. Sein verschmitzter, kluger Blick und seine einfühlsame Art, sowie seinen lustigen und eigenwilligen Charakter möchte ich nicht missen. ❤️
Stand: 30.04.23