Der Kleinspitz


Ein Rasseportrait


INHALTSVERZEICHNIS:

Vorwort

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Vorwort

Eine hübsche Spitzgeschichte hat uns Brehm überliefert: Kurgäste wollen einen Ausflug machen, und zwar zu einem jener beliebten Aussichtspunkte, von denen aus man den Blick nach allen Seiten schweifen lassen kann. Der Wirt verspricht ihnen den besten Führer.

 

Am andern Morgen zur festgesetzten Stunde erscheint bei der Wandergruppe der Wirt mit seinem Spitz. "Der beste Führer, den ich habe", sagt er, "aber Sie müssen ihm immer schön folgen." Und zum Spitz gewandt: "Du führst die Herrschaften und zeigst ihnen alles! Alles, hörst Du?" Spitz wedelt mit dem Schwanz, umkreist die erstaunte Gesellschaft, und man setzt sich in Bewegung. Flott geht es bergan. Ab und zu müssen die älteren Leute stehen bleiben und verschnaufen. Spitz, der das kennt, lässt sich beim Haupttrupp nieder und wartet, bis die Nachzügler da sind. Dann rennt er bellend um die ihm Anvertrauten, und weiter gehts.

 

Unterwegs begegnet ihnen eine Gesellschaft, die den Spitz kennt, weil er sie schon mal geführt hat. "Unser Spitz", ruft man, "unser guter Spitz! Komm mal her, Spitz, wir haben was für Dich!" Doch der Spitz wedelt nur freundlich mit dem Schwanz und läuft weiter. Was wollen die ihm Anvertrauten anderes machen, als ihm folgen, auch dann, wenn er einen Seitenpfad läuft, von dem man nicht weiß, wohin er führt! Und jetzt setzt er sich; die erste Aussicht ist erreicht. So geht es weiter bis zum höchsten Aussichtspunkt und zurück ins Tal, wo der Spitz von allen gebührend gelobt wird.

 

Nun wird vielleicht manch einer sagen, das bringe sein Schäferhund auch fertig. Und ja, warum auch nicht, der hat es ja schließlich im Blut, seine Schäfchen zusammenzuhalten. Doch ist die Frage, ob das, was Brehm erzählt, am ehesten einem Spitz oder dem Schäferhund zuzutrauen ist? Das Zusammenhalten aller Anwesenden allein tut es ja nicht. Welcher ist von Art und Wesen der cleverere und neugierigere? Wer hat den stärksten Sinn für Besitz und Eigentum und alles ihm anvertraute Gut? Genau, das ist der Spitz. Und was ein Spitz schafft, schafft nicht jeder Hund - das gilt natürlich auch für den Kleinspitz, als getreues, kleines Abbild seiner großen Vettern.


Die Geschichte des Kleinspitzes


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Weißer Kleinspitz auf weißem Grund

Dass es auf die Größe bei einem Wachhund nicht zwingend ankommt, haben wir hier ja schon häufiger besprochen. Den Landschlag, den wir heute als Deutschen Spitz bezeichnen, gibt es schon sehr lange - und zwar in groß und in klein. So wurde ein imposanter Wolfsspitz bevorzugt zur Bewachung von großen Gehöften eingesetzt, während die kleinen Spitze aufgrund ihrer Kompaktheit mit Vorliebe als Sozius auf dem Kutschbock mitgefahren sind. Aber auch sie - die Kleinen - bewachten stets selbstbewusst und unermüdlich Haus und Hof, meldeten unbestechlich jeden Fremden und bekämpften unerbittlich in den Ställen und Häusern Mäuse, Ratten und andere Schädlinge. Sie verjagten tapfer alles, was sich ohne Erlaubnis in ihrem Revier aufhielt - und zum Dank erlangten sie den Ruf der Giftigkeit. Tja, Undank ist der Welten Lohn! 🙄

 

Charles Kammerer, einer der Urväter des "Verein für Deutsche Spitze", nannte den kleinen Spitz den "Zwerghund par excellence". Laut Kammerer sollte der kleine Spitz eine Miniaturausgabe des großen Spitzes sein [1] und sich aller Vorzüge seiner großen Vettern erfreuen. Um unrichtigen Vorstellungen von vornherein vorzubeugen, stellt Kammerer nicht ohne Stolz fest, dass der kleine Spitz ein echt deutsches Zuchtprodukt ist. Seine Heimat ist Süddeutschland, wo er schon seit langem gezüchtet wird. Am bekanntesten ist der "Mannheimer Spitz", der schwarze Kleinspitz, welcher durchaus als sehr scharfer und sehr wachsamer Fuhrmannspitz berüchtigt war.

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Eine alte Postkarte, die den schwarzen Kleinspitz, den Mannheimer Spitz, in seiner schwäbischen Heimat zeigt

Der sich vor allem durch seine Niedlichkeit, seine schöne Behaarung und seine Wachsamkeit, Treue und Anhänglichkeit auszeichnende kleine Spitz war zu allen Zeiten beides: Wächter und possierlicher Gesellschafter der Damen. Und dass man sich mit solchen Eigenschaften eben auch einem guten Ruf in der Modewelt sicher sein kann, steht außer Frage. Das ging sogar so weit, dass Spitz und Frauchen modisch in Einklang gebracht wurden: So lesen wir bei Flößel, dass sich der lackschwarze, kleine Spitz aus modischer Sicht für die trauernde Witwe am besten eigne. Da sein Fell allerdings von einem glänzenderen Schwarz ist, als es in der Trauerzeit angebracht sei, könne man diesen Glanz durch eine Kreppschleife am Halsband etwas dämpfen. Aber auch nicht trauernde Damen, die mit Vorliebe schwarz trugen, hielten sich sehr gerne den schwarzen Kleinspitz.

 

Die kleinen Spitzhunde kannte man damals unter dem Oberbegriff "Zwergspitz", obwohl sie früher gar nicht mal so "zwergig" waren. Kleinspitze gab es dem Namen nach bis 1922 nicht, erst in diesem Jahr wurden die Zwergspitze offiziell in "Kleinspitze" umbenannt, Gründe unbekannt. Vielleicht gefiel schlicht der Name nicht mehr, denn im Begriff "Zwerg" schwingt ja für manche durchaus etwas Degeneriertes bzw. Missgestaltetes mit.

Bis 1974, als zusätzlich zum Kleinspitz die Varietät "Zwergspitz/ Pomeranian" eingeführt wurde, gab es nur die eine, kleine Varietät des Deutschen Spitzes, die man bis dahin als Kleinspitz und bis 1922 als Zwergspitz kannte. Daher ist die Geschichte des Kleinspitzes bis 1974 im Prinzip mit der des Zwergspitzes deckungsgleich.

Ich möchte folglich darauf verzichten, mich hier zu wiederholen, sondern auf meinen Artikel über den Zwergspitz verweisen, in welchem ich ausführlich auf die Geschichte des kleinen Spitzes eingehe 👇🏻

Über die Persönlichkeit des Kleinspitzes


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Keck, kecker, Kleinspitz 😉

Unter allen Tieren steht der Hund dem Menschen kulturell gesehen am nächsten, denn der Hund befindet sich bereits in dem Entwicklungsstadium, in welchem nicht mehr die physische Gewalt, sondern die Schlauheit den Sieg im Kampf ums Dasein davonträgt. Schlauheit heißt jedoch nicht, dass derjenige Hund der klügste ist, der die meisten aufdressierten Tricks abspulen kann, also der mit der größten Arbeitsintelligenz. Eigene Lösungsstrategien entwickeln zu können ist schlau, ebenso das Vorhandensein einer hohen sozialen Intelligenz - diese ist maßgeblich für das Zusammenleben mit Hunden - und eben der Wille zur Bindung an den Menschen.

 

Und hier kommt der Deutsche Spitz ins Spiel. Dieser ist bekannt für seine unglaubliche Intelligenz, aber auch für seine Anhänglichkeit an seine Menschen. Alle Spitze - egal ob groß oder klein - haben eine große Persönlichkeit und sind sehr selbstbewusst, aber dennoch sehr treu. Sie suchen die Nähe zu ihren Menschen und binden sich eng an ihre Familien. Aus diesem Grund darf man den Deutschen Spitz niemals ausschließlich draußen oder gar an der Kette halten, sonst verwildert er und wird böse.

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Hauptsache dabei, scheißegal bei was....🙃 [3]

Wie alle seine Vettern ist auch der Kleinspitz ziemlich redselig und mitteilungsbedürftig. Er versteht die menschliche Sprache verdammt gut, so dass man in ganzen Sätzen mit ihm reden kann. Auf eine gesprochene Antwort wartet man jedoch vergeblich. Das Volk der Kamtschadalen aus den Weiten Russlands erzählt sich Folgendes über die jetzige Sprachlosigkeit der Hunde:

 

"Einst sprachen die Hunde der Kamtschatka. Als sie eines Tages Menschen in einem Kahn bemerkten, hätten sie diese gefragt, wohin sie gingen. Man habe ihnen jedoch nicht geantwortet und - verletzt von diesem ihrem Verhalten - hätten sich die Hunde geschoren, nie wieder mit einem Menschen zu reden. Sie hielten Wort, aber neugierig sind sie geblieben. Dies ist der Grund, weshalb sie bellen, wenn sich ein Fremder nähert, um sich über seine Absichten zu unterrichten."

 

Der Spitz, der alte Schlaufuchs, dehnt die Grenzen dieses Schwurs erwartungsgemäß mal wieder aus. So berichtete ein Herr Barbou im 19. Jahrhundert von einem Spitz, der durch die verschiedenartige Modulation seiner Stimme seinem Herrchen jeweils angekündigt habe, wer zu Besuch käme.

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Die wunderschöne und lustige "Nathalie von der goldenen Laterne", genannt "Nattie"

Wer sich einfach nur gern mitteilt, gerät schnell in den Verdacht, ein Kläffer zu sein. So auch der Spitz, der diesen Ruf fälschlich aufoktroyiert bekommen hat, das Kläffen ist beim Spitz jedweder Größe vor allem eine Frage der Erziehung. Das heißt, dass man Spitzens Hang zum Bellen bei entsprechender Erziehung durchaus auf ein Mindestmaß reduzieren kann - stumm wie ein Fisch wird er allerdings nie. Man bellt als Kleinspitz eben einfach ganz gern mal - und das nicht nur, wenn man seinem Herrchen oder Frauchen etwas Wichtiges mitteilen möchte, sondern auch einfach mal so, aus reiner Lebensfreude. Dies ist Spitzens Art, der Umwelt mitzuteilen, dass er sich pudelwohl fühlt.

 

Der Kleinspitz ist mit einem pompösen Haus mit Garten natürlich sehr zufrieden, aber er passt auch auf jeden Fall in eine kleine Wohnung. Sobald er diese als sein Reich erkannt hat, wird er aufpassen, dass keiner hereinkommt, der das nicht darf. Er wird einen Fremden, der in die Wohnung eingedrungen ist, so lange verbellen, bis er dadurch Hilfe herbeiholen konnte. Seine relativ kleine Körpergröße macht es ihm zum Vorteil, dass er unter jede Couch und unter jeden Sessel passt und von dort munter hervorbellen kann. Selbst unter manchem Schrank kann er sich noch verbergen, und ein Einbrecher, der sich hier ans Werk machen will, hat kaum Aussicht darauf, ihn dort unten zum Schweigen zu bringen.

 

Seine uralte Berufung zum scharfen Wächter über Haus und Hof kollidiert zu Unrecht mit seiner Eignung als Familienhund. Die Tatsache, dass er seine Familie allzeit bewacht und beschützt macht ihn gerade zum perfekten Familien- und Begleithund. Wer diesen Hund einmal sein Eigen genannt hat, wird immer wieder das Verlangen haben, einen Kleinspitz zu besitzen.

Der Kleinspitz ist aber auch ein allerliebster und sehr munterer, drolliger Hund. Es ist wirklich nett, dem kleinen Clown bei seinem Treiben auf Spaziergängen zuzusehen. Stets tollt er vergnügt herum, kein Weg ist ihm zu weit. Die allergrößten Hunde bellt er kess an, welche ob dieser Frechheit in der Regel so perplex sind, dass sie sich dies ruhig gefallen lassen - und es unter ihrer Würde finden, den kleinen Frechdachs zur Ordnung zu rufen. 

 

Aber auch sonst ist der kleine Tausendsassa sehr geschäftig und vielseitig einsetzbar. So wurde beispielsweise aus dem Bayern des beginnenden 20. Jahrhunderts folgendes berichtet:

Kleinspitzpower pur 💨


"Jeder Reisende, der morgens um Punkt 9:08 Uhr den nach Buchloe abgehenden Postzug benutzt, konnte kurz nach dem Verlassen der Station Westerringen bemerken, wie ein schwarzer Spitz dem herankommenden Zuge entgegenläuft. Aus dem Postwagen wird eine Rolle Zeitungen herausgeworfen. Der Spitz erfasst diese und bringt diese zu seinem nicht weit entfernt lebenden Herrchen. So kommt dieser schon morgens in den Genuss der Zeitung, die er sonst erst am Nachmittag durch den Postboten erhalten würde."

 

Schon echt praktisch, so ein Spitz! 😎

Über die Erziehung des Kleinspitzes


Zwei Mädchen weißer Kleinspitz altes Foto vintage kinderlieb
"Hoch soll er leben, hoch soll er leben, Klein-Spitz hoch!" 🥳

Der Kleinspitz ist durchaus ein guter Anfängerhund, braucht aber unbedingt eine konsequente Erziehung. Unterschätzen Sie ihn nicht, nur weil er so klein, süß und flauschig ist! Er ist keine Puppe, nein, er braucht soziale Kontakte, ausreichend Beschäftigung und eine gute Erziehung genauso dringend wie ein großer Hund.

 

Der Deutsche Spitz ist seit erdenklichen Zeiten Wächter über seine Menschen und über deren Hab und Gut. Dass er daher oft misstrauisch ist, darf man ihm nicht ankreiden. Das Misstrauen kommt bei den Spitzen in vielen verschiedenen Bandbreiten vor: Es gibt auf der einen Seite diejenigen Spitze, die nur zu Beginn zurückhaltend sind, dann aber schnell auftauen - und es gibt das andere Extrem, welches das Gegenüber auch nach drei Stunden mit dem Arsch nicht anschaut und sich schon gar nicht (niemals, unter keinen Umständen) anfassen lässt. An diesen Stellschrauben lässt sich erzieherisch allerdings durchaus etwas drehen.

 

Generell haben alle Vertreter der Rasse einen ausgeprägten Wachinstinkt. Logisch, sind ja auch Wachhunde! Gepaart mit einem großen Selbstbewusstsein kann dies bei mangelhafter Erziehung zu Problemen mit anderen Hunden, mit fremden Menschen oder zu Gekläffe führen. Verhindern Sie Fehlverhalten schon im Welpenalter und erziehen Sie ihren Kleinspitz mit Konsequenz, Geduld und sehr, sehr klaren Grenzen. 

Conrad Veidt Cabinet des Dr. Caligari Spitz Kleinspitz Deutscher Spitz Hund
Derselbe durchdringende Blick: Schauspieler Conrad Veidt ("Das Cabinet des Dr. Caligari") mit seinem Kleinspitzkumpel

Geeignet ist der Kleinspitz für aktive Menschen, die den kleinen Dickkopf zu schätzen wissen. Für Menschen, die jedoch absoluten Gehorsam erwarten oder Probleme haben, sich durchzusetzen bzw. sich Gehör zu verschaffen, ist der Deutsche Spitz - egal in welcher Größe - nicht der richtige Hund. So kommt es durchaus vor, dass schlecht geführte Fußhupen ganze Familien strammstehen lassen.

 

Aufgrund seiner Größe wirkt der Kleinspitz wie der perfekte Handtaschenhund. Allerdings: Ihr Kleinspitz möchte zwar überall mit hingenommen werden, für die Handtasche eignet er sich jedoch definitiv nicht. Der Kleinspitz ist kein Schoßhündchen, er ist keine Puppe, kein Kinderersatz und auch kein Accessoire, sondern ein ganzer Hund - eben ein verkleinertes Ebenbild seiner großen Vettern. Lassen Sie sich nicht von seiner Niedlichkeit täuschen. Auch einen kleinen Hund sollten Sie wie einen großen Hund halten und erziehen. Er hat Beine, die er benutzen möchte und er braucht Bewegung, liebt die Abwechslung, begleitet Sie gern. Nimmt man seinen kleinen Spitz also ernst und sieht in ihm einen ganzen Hund, mit allen Bedürfnissen, die ein ganzer Hund so hat, wird man sehr viel Freude an ihm haben.

 

Der Deutsche Spitz wildert nicht, auch wenn immer mal wieder behauptet wird, dass der Spitz wie jeder Hund jagen würde. Das ist Blödsinn, der von denjenigen erzählt wird, die schlechte Zucht oder schlechte Erziehung (oder beides) schönreden möchten. Der Spitz jagt definitiv nicht und kann Sie daher ganz entspannt im Freilauf auf dem Spaziergang begleiten, denn er läuft nicht davon. Das ist für Mensch und Spitz einfach nur herrlich.

 

Auf diesem YouTubekanal werden immer wieder kurze Videos hochgeladen, die mehr als deutlich aufzeigen, dass der Spitz - hier am Beispiel von Großspitzen - nicht jagt: 📺 YouTubekanal von @großspitz-der 🔴

Der Rassestandard des Kleinspitzes


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Das Model stammt aus dem Zwinger "von der Böhmer Mühle"

Ich stieß vor kurzem auf Facebook auf den Satz "Über die Leistung zum Typ". Dieser bedeutet nichts anderes als "form follows function", nur eben auf Deutsch. Im Fall unseres Kleinspitzes bedeutet dies, dass sein Charakter sein Äußeres formt, also die Arbeitseigenschaften des unbestechlichen Wächters formen auch einen für diese Aufgabe entsprechend geeigneten Körper.

 

So klein er auch ist: auch der Kleinspitz sollte Spitztemperament haben, das heißt, stets misstrauisch, unbestechlich, putzmunter und wachsam sein, so zumindest lesen wir es in den Vereinsnachrichten des Vereins für Deutsche Spitze. [2]

 

Kennzeichnend für den kleinen Wächter ist das üppige Langstockhaar mit dem mähnenartig verstärkten Kragen, den gut befederten Vorderläufen und den ausgeprägten Hosen an den Hinterbeinen. Lediglich die Vorderseiten der Vorder- und Hinterläufe, die Pfoten und der Kopf mitsamt Ohren sind kurz und wie "samtig" behaart. Charakteristisch ist die hoch angesetzte, buschig, über dem Rücken eingerollt und nicht herunterhängend (man sagt auch "offen" dazu) getragene Rute, ebenso wie der fuchsartige Kopf mit den kleinen, flinken, mandelförmigen Augen.

Aussehen Kopf Kleinspitz Deutscher Spitz Fuchs Wicki Haus Kring Freiheitsburg Rassestandard
Damals wie heute - so sieht der perfekte Kleinspitzkopf aus. Links "Alli von der Freiheitsburg" im Jahre 1957, rechts "Wicki von Haus Kring" im Jahre 2024

👉🏻 Fuchsartig hinsichtlich der Kopfform heißt, dass der mittelgroße Kopf keilförmig ist, wobei das Verhältnis von Schnauze zu Schädel ungefähr 2 : 3 beträgt. Die Schnauze sollte weder zu breit oder zu schmal sein, noch zu lang oder zu kurz. Der Stopp des Kleinspitzes ist mäßig ausgebildet bis betont, jedoch niemals abrupt. Sieht Ihr Kleinspitz also aus wie ein Pekingese oder wie ein Chihuahua, ist in der Zucht irgendwas schiefgelaufen. Dann passt möglicherweise auch am Charakter irgendwas nicht, entspricht nicht dem Spitzcharakter, denn siehe oben: "Über die Leistung zum Typ".

 

Der aktuelle Rassestandard gibt beim Deutschen Kleinspitz eine Größe von 24 - 30 cm vor, wobei das Gewicht sich nach der Größe des jeweiligen Tieres richtet. Der Kleinspitz ist wie alle Deutschen Spitze quadratisch gebaut, das Verhältnis von Widerristhöhe zur Länge des Hundes beträgt 1:1. Er sollte ganz gerade Beine haben, die wie kleine Säulen wirken und die von kräftiger Substanz sind. Beinchen wie Currypieker ziemen sich für einen Wachhund, auch für einen kleinen, nämlich so gar nicht.

Julius von der Arnold's Eiche Kleinspitz graugewolkt Standard Rassestandard VDH FCI Verein Deutsche Spitz Farben Spitz Hund
Der graugewolkte Prachtkleinspitz "Julius von der Arnold's Eiche"

Nicht zuletzt erkennt man den Spitz an seinen stets aufrecht getragenen, kleinen, dreieckigen Ohren, die jedes noch so feine Geräusch bemerken und radargleich verfolgen. Sein charakteristisches Aussehen macht den Kleinspitz zu einem sehr auffälligen Begleiter.

 

Kleinspitze sind im VDH zugelassen in den Farben:

  • Schwarz,
  • Braun,
  • Weiß,
  • Orange,
  • Graugewolkt und
  • andersfarbig: Creme, Creme-Sable, Orange-Sable, Black-and-Tan und Schecken. 

Schwarze, braune, graue oder orangefarbene Schecken müssen eine Scheckung aufweisen, die über den ganzen Körper verteilt sein sollte.

Vintage Foto schwarz weiß Spitz Kleinspitz Deutscher Spitz Erziehung
Wie der Herr, so's Gescherr: Man hat sich figürlich offensichtlich aneinander angeglichen 🤭

Das dichte, doppelte Haarkleid des Kleinspitzes schützt gegen Kälte, Hitze und Verletzungen. Es wird niemals bis auf wenige Millimeter heruntergeschoren, das ist eine Todsünde an der Zierde des Spitzes, seinem Fell. Denn das Schönste an einem Spitz ist doch sein prachtvolles Haarkleid. Eine Schur schadet der Fellstruktur nicht nur immens, nein, oftmals wächst das Haar danach nicht wieder normal nach. So ein Hund sieht dann sein Leben lang aus, wie ein gerupftes Huhn. Zudem verliert das Fell im schlechtesten Fall seine Isolierfähigkeit und schützt so nicht mehr ausreichend vor Hitze und Kälte. Eine Ausnahme stellt der alte Spitz dar: sofern ihm sein Fell im Sommer zu sehr zu schaffen macht, kann man es durchaus kürzen, aber eben nicht bis auf die Haut abscheren.

 

👉🏻 Ein gut gezüchteter Kleinspitz ist übrigens äußerst pflegeleicht und haart auch nicht mehr, als ein kurzhaariger Hund, wobei die kurzen Haare, die sich regelrecht in die Textilien bohren, wesentlich schwerer zu beseitigen sind, als die langen Spitzhaare, die sich eher in Büscheln unter Sofa und Schränken vor dem Staubsauger verstecken. Wer allerdings einen Sauberkeits- oder Hygienefimmel hat, sollte sich generell keinen Hund zulegen. Wo Tiere leben, da gibt es Schmutz - je nach Wetterlage auch sehr viel Schmutz - und wo Hunde sich aufhalten, wird man auch Hundehaare finden. Wer darin eine Gefahr für sein Wohlergehen und das seiner Familie sieht, schafft sich besser keinen Hund an. 👆🏻

Die Zuchtgeschichte des Kleinspitzes


Alice von der Böhmermühle Kleinspitz schwarz alter Schlag Typ Deutscher Spitz Hündin
Nicht nur wunderschön, sondern auch noch Herrin über zwei Rinderkopfhautstangen: "Alice von der Böhmer Mühle" 😍

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren beim kleinen Spitz alle Farbschläge erlaubt, wobei der schwarze Zwergspitz derjenige war, der damals am besten durchgezüchtet war. Neben dem schwarzen Kleinspitz (damals "Zwergspitz") gab es braune Exemplare - vom hellsten Hellbraun bis hin zum sattesten Schokoladenbraun - sowie wolfsgraue, fuchsrote und stahlblaue Kleinspitze; und ebenso orangefarbene und gescheckte Spitzlein. 

 

Keinesfalls zu vergessen ist der weiße Kleinspitz, den man seitens des Vereins für Deutsche Spitze als "am schönsten und edelsten" empfand, so steht es jedenfalls in einer Spitzbroschüre aus dem Jahre 1905. Kreuzungen zwischen allen Farbschlägen waren damals erlaubt, die so gezüchteten Tiere bekamen allesamt Papiere und konnten problemlos an den Mann gebracht werden.

 

Dennoch blieben die Züchter in Deutschland vorwiegend der farbreinen Zucht verhaftet. So berichtet der holländische Züchter Herr Poublon (Zwinger "van de Rakkerhoeve" in Arnhem) in den Fünfziger Jahren davon, dass man in Holland keine Farbentrennung kennen würde, da es dort kaum weiße, schwarze oder braune Kleinspitze gäbe, dafür sei dort die Farbe Orange die häufigste. Zu dieser Zeit gab es in Deutschland hingegen kaum orangefarbene Kleinspitze.

 

Der holländische orange Kleinspitz fiel damals nicht nur durch seine Farbe auf, sondern auch durch seine kleinere Größe und seinen feineren Knochenbau. Das lag zu dieser Zeit vor allem daran, dass die ausländischen Kleinspitze zumeist nach englischen Rassevorstellungen gezüchtet wurden. Erst die am 1. April 1955 auf einer FCI-Tagung gefällte Entscheidung, dass ab sofort in allen der FCI angehörenden Ländern der Deutsche Spitz nach deutschem Standard gerichtet wird, sollte dieser Fehlentwicklung Abhilfe leisten. 

Kleinspitze aus dem Zwinger zur Drachenhöhle weiß Deutscher Spitz vintage alt Foto Geschichte Spitz
Drei Generationen Kleinspitze aus dem Zwinger "zur Drachenhöhle" im Jahre 1960

1957 wurde auf der Generalversammlung des Vereins für Deutsche Spitze beschlossen, die Farbbezeichnung "andersfarbig" - sowohl beim Kleinspitz, als auch beim Großspitz - aus dem Standard zu entfernen. Kleinspitze durften ab Januar 1958 nur noch in den Farben schwarz, weiß, grau und orange gezüchtet werden. 

 

Kleinspitze wurden seit jeher fleißig gezüchtet und gehörten in Deutschland stets zur beliebtesten Spitz-Varietät. Die Aufspaltung Deutschlands in BRD und DDR jedoch sorgte dafür, dass auch die Zuchtbücher getrennt wurden, die Anzahl der Kleinspitze in der BRD nahm dadurch deutlich ab. Auch Modetrends hinsichtlich der gefragten Hunderassen sorgten dafür, dass die Anzahl der Würfe sukzessive sank. Waren es 1950 noch 555 Würfe (Ost und West), sank die Zahl in der BRD auf 200 im Jahre 1960, um nochmals zu fallen, so dass 1970 nur noch 72 Würfe fielen. Durch die Einführung des Größenschlags Zwergspitz zusätzlich zum Kleinspitz im Jahre 1974 wurde die Varietät nochmals zur Ader gelassen, so dass 1990 nur noch 53 Würfe Kleinspitze in der BRD fielen. Erst der Fall der Berliner Mauer und die daraus resultierende Wiedervereinigung sorgten dafür, dass die deutschen Kleinspitzpopulationen wieder verschmolzen wurden, folglich stieg die Anzahl der Würfe in der Folge wieder.

 

Da es an dieser Stelle thematisch passt, wenden wir unseren Blick gen Osten in die DDR 👀

Der Kleinspitz in der DDR


Amor von Haus Kring Kleinspitz weiß Hund DDR Geschichte Spitzverein
Trotz kleiner Größe ein ganzer Spitzmann: "Amor von Haus Kring"

Im Herbst 1948 fand die erste Versammlung einiger weniger Züchter des Deutschen Spitzes in Erfurt statt. Die Gründung der "Zuchtgemeinschaft für Deutsche Spitze" in der DDR (mit Sitz in Leipzig) erfolgte 1950. Ein Jahr später wurde das erste Zuchtbuch herausgegeben. Gezüchtet wurden damals Wolfs-, Groß- und Kleinspitze.

 

Kleinspitze gab es in der DDR in Schwarz, Weiß, Braun und Andersfarbig, sie stellten rund ein Drittel aller eingetragenen Spitzwelpen. Am stärksten vertreten waren schwarze Kleinspitze; weiß, graugewolkt und orange waren schon eher selten.

 

Die in der DDR gezüchteten Tiere selbst waren von hoher Qualität und es traten kaum Probleme in der Zucht auf. Einzig Zahnfehler schlichen sich bei den graugewolkten und orangefarbenen Kleinspitze ein; dies lag daran, dass deren Populationen so winzig waren. Auch war die Größenobergrenze bei diesen Farbschlägen ein Problem, die Tiere mitunter zu groß. Um die Farbschläge trotzdem zu erhalten, machte man durchaus Zugeständnisse, Verpaarungen wurden oft über Sondergenehmigungen gestattet. 

 

Ab den Sechziger Jahren wurden die weißen Kleinspitze immer seltener. Die Zuchtbasis schrumpfte schließlich so sehr, dass sie am Ende nur noch aus einem weißen Rüden und seinem Sohn bestand, es drohte das Aus für die weißen Kleinspitze in der DDR.

Maico Champion 400-H Auto Oldtimer Kleinspitz Hund Deutscher Spitz Foto alt vintage
Ein Kleinspitz mit seinem Frauchen in einem seltenen Maico Champion 400-H auf einem Foto aus dem Jahre 1953

Um dieses Schicksal abzuwenden, wurden ab 1970 in Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin die Verpaarungen zweier weißer Schwestern mit einem schwarzen Rüden genehmigt. Diese Tiere wurden bis zur F3-Generation im Zuchtbuch unter gesonderten Zuchtbuchnummern als sogenannte "Experimentalzucht" eingetragen. Durch den zusätzlichen Einsatz eines weißen Rüden, der von schwarzen Vorfahren abstammte, wurde in der Folge der Bestand der weißen Kleinspitze einigermaßen gesichert.

 

Der Import von Spitzen in die DDR war damals fast unmöglich, der Wunsch nach Zwergspitzen jedoch auch in der DDR überdeutlich. Da bei der Zucht von schwarzen Kleinspitzen Tiere aus der Zucht fielen, die die notwendige Größe nicht erreichten, wurde 1988 ein Antrag an den Zentralvorstand des VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) gestellt, die Zucht von Zwergspitzen zuzulassen. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Für eine Übergangszeit wurde eine Vermischung von Klein- und Zwergspitzen zugelassen. Nach der zweiten Generation sollte später eine Rückführung zu großer Tiere in die Gruppe der Kleinspitze nicht mehr möglich sein. 

Zuchtwertschätzung DDR Deutscher Spitz Kleinspitz Mittelspitz Großspitz Wolfsspitz Wertmesszifferntabelle
Wertmesszifferntabelle aus der DDR für die Zuchtwertschätzung

Die Zucht in der DDR war qualitativ sehr hochwertig, so wurden die Spitze einer Zuchtwertschätzung unterzogen, die sich an einem Punktesystem orientierte. Es wurden so viele Tiere wie möglich im Alter von 7 bis 9 Monaten einer Nachzuchtbeurteilung durch den zuständigen Zuchtwart unterzogen. Dabei konnte man schon rechtzeitig bestimmte Tendenzen feststellen. Bei Verpaarungen mit Sondergenehmigung mussten die Tiere des daraus resultierenden Wurfes möglichst vollständig vorgestellt werden, vor allem dann, wenn der Züchter eine Wiederholungsverpaarung anstrebte.

 

Die Züchter in der DDR hielten über den gesamten Zeitraum der relativen Isolation wortgetreu am Standard für Deutsche Spitze fest, obwohl offizielle Kontakte zum Verein für Deutsche Spitze nicht erlaubt waren und die Hundezuchtvereine der DDR keine Möglichkeit hatten, Mitglied in der FCI zu werden. Daher konnte im Jahre 1991 mit dem Eintritt der DDR-Spitzzüchter in den Verein für Deutsche Spitze ein Tiermaterial in die Zucht eingebracht werden, das sich durchaus als Bereicherung des Zuchttierbestandes an Deutschen Spitzen erwies. Nun aber zurück in die BRD:

Die Zuchtgeschichte des Kleinspitzes ab 1974


Zuchtgeschichte Kleinspitz Deutscher Spitz kinderlieb Mädchen Spitz vintage Foto
Zwei, die sich liebhaben 😍 Kinder und Spitze passen einfach zusammen!

1974 erfolgte die Einführung des "alten", neuen Größenschlags Zwergspitz, nachdem die Bezeichnung im Jahre 1922 abgeschafft worden war. Das heißt nichts anderes, als dass Zwergspitze und Kleinspitze, die bisher immer eine einzige Varietät waren, die hier und da lediglich den Namen wechselte, erstmalig in der gesamten jahrhundertealten Geschichte des Deutschen Spitzes voneinander getrennt wurden.

 

Der Grund für die Erweiterung des Rassestandards um die Zwergspitze war der, dass man die vielen, aus dem Ausland kommenden Zwergspitze, "Pomeranians" genannt, irgendwohin einsortieren wollte bzw. musste, denn der Verein für Deutsche Spitze war nicht geneigt, dabei zuzusehen, wie ihm die ausländischen Zwergspitze von der Konkurrenz - dem "Verband der Kleinhundezüchter" - vor der Nase weggeschnappt wurden:

 

"Wir sind die alleinigen Vertreter der "Deutschen Spitze" und haben die Pflicht, diesen Namen vor allen Verfälschungen zu bewahren. Bestärkt werden wir nachträglich durch die Gründer unseres Vereins, die schon 1925 erklärten: Es gibt keinen englischen Spitz."[5]

 

Da man allerdings nicht wirklich begeistert von dem war, was da aus dem Ausland in die deutsche Zwergspitzzucht kam, wurde im Jahre 1987 der Antrag gestellt, die Pomeranians als eigenständige Spitzrasse anzuerkennen, um diese faktisch aus dem Zwergspitz auszuklammern. In der Praxis hieß das, dass nach dem Willen des Vereinsvorstandes der Pomeranian als eine eigene, ausländische Rasse gelten sollte, ähnlich dem Japan-Spitz. Die eigens dafür eingesetzte Kommission kam allerdings zu keinem Ergebnis.

 

Als Alternative schlugen der Hauptvorstand vor, die Zwergspitze und die Kleinspitze zu einer einzigen Varietät zu verschmelzen, um so deren Zuchtbasis zu vergrößern. Dieser "back-to-the-roots-Vorschlag" wurde jedoch auf der im Jahre 1990 stattfindenden Generalversammlung von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt. 

Queeny von Haus Kring Kleinspitz Deutscher Spitz orange Hund Farbe Zucht
Blümchen im Haar - wunderbar: "Queeny von Haus Kring"

Schauen wir auf die Farben des Kleinspitzes, stellen wir fest, dass die Züchter früher eher der farbreinen Zucht des Kleinspitzes verhaftet waren, obwohl ja bis 1957 alle Farben erlaubt waren. Noch in den Fünfziger Jahren waren schwarze, braune und auch weiße Kleinspitze in der absoluten Überzahl; in den nachfolgenden Jahren jedoch wuchs die Begeisterung für die Farbe Orange stets und ständig, sodass die orangen Kleinspitze den braunen und weißen Spitzen im Jahre 1970 erstmalig den Rang abliefen, nur Schwarz war damals noch beliebter. Inzwischen sind farbrein gezüchtete Kleinspitze in Weiß, Schwarz und Braun eher so etwas wie eine Rarität.

 

Im Jahr 1990 wurde der Standard für die Deutschen Spitze nochmals überarbeitet und die Farbpalette bei den Kleinspitzen wieder um die alte Bezeichnung "andersfarbig" erweitert. Unter diese Bezeichnung fielen alle Farbtöne, wie Blaucreme, Biberfarben, Creme-Sable, Orange-Sable, Black-and-Tan und Schecken. 

 

Je bunter der Spitz, desto wichtiger ist es jedoch, dass der Phänotyp des Tieres absolut dem Spitz entspricht, damit dieser nicht wie eine Promenadenmischung aussieht. Leider legen viele Spitzzüchter ihren Schwerpunkt aktuell besonders auf die Farbe - frei nach dem Motto "je bunter, desto besser" - und weniger auf das Wesen und den Typ. 

Seit 2021 gibt es im Verein für Deutsche Spitze ein durchaus löbliches Zuchtprogramm, welches die Verpaarung von Kleinspitzen mit Mittelspitzen erlaubt. Ziel dieses Zuchtprogramms ist der Erhalt der klassischen Farben Schwarz, Weiß und Braun, daher dürfen weiße Kleinspitze mit weißen Mittelspitzen sowie schwarze bzw. braune Kleinspitze mit schwarzen bzw. braunen Mittelspitzen verpaart werden. Dies allerdings nur nach Genehmigung des Hauptzuchtwartes. Die Welpen aus diesen Verpaarungen werden dabei in ihren Ahnentafeln stets der Varietät der Mutter zugeordnet, eine spätere Umschreibung ist aber möglich.

Sind Kleinspitz und Zwergspitz dasselbe? Ja und nein!


Kleinspitz Zwergspitz Unterschied dasselbe das selbe Deutscher Spitz Rassen Pomeranian Typ Bärchen
Sie unterscheiden sich doch sehr deutlich: Vorn ein Kleinspitz, hinten in Orange ein Pomeranian [4]

Weder Kleinspitze noch Zwergspitze sind eine eigene Rasse, sondern lediglich zwei verschiedene Größenvarietäten der Hunderasse "Deutscher Spitz". Dennoch gibt es mitunter eklatante Unterschiede zwischen diesen beiden Varietäten.

 

Bereits zu früherer Zeit, als es nur den einen "kleinen Spitz" gab, gab es innerhalb der Population durchaus unterschiedliche Typen: Manche Spitzlein eher schon im Bärchentypen wie die heutigen Pomeranians, andere wiederum wie eine geschrumpfte Version der großen Spitze.

 

Das wirklich massive Auseinanderdriften der verschiedenen Typen bei den kleinen Spitzen nahm erst mit der Einführung des neuen alten Größenschlags "Zwergspitz/ Pomeranian" im Jahre 1974 so richtig Fahrt auf. Die aus dem Ausland importierten Pomeranians unterschieden sich nämlich sehr deutlich vom Zwergspitz aus deutscher Zucht. Kritisiert wurden bereits damals die hohe Rutenhaltung der Zwerge und die häufig vorkommenden Apfelköpfe, ebenso waren verkürzte Schnauzen und zu kurze Kiefer ein Problem. Auch musste man feststellen, dass die Pomeranians in ihrer Heimat nicht nur nicht nach Farben gezüchtet wurden, sondern dass sie auch ein anderes Wesen aufwiesen, als die kleinen Spitze aus Deutschland. 

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Immer mittendrin, immer dabei, immer fröhlich 🌞

Nun ist eine alte, deutsche Macke, immer neidvoll nach dem Ausland zu schielen, daher war natürlich auch damals das, was da an Zwergen aus dem Ausland kam, so viel spannender und besser als der schnöde, verstaubte Deutsche Spitz. Ergo wurden Pomeranians noch und nöcher importiert und in der Folge inflationär in die deutsche Zwergspitzpopulation eingekreuzt.

 

Was hat das jetzt genau mit dem Kleinspitz zu tun? Nach der Integration des Pomeranians in den Zwergspitz wurden deren übergroße Nachkommen einfach zu Klein-oder Mittelspitzen umgeschrieben. So fand der Pomeranian dadurch eben (leider) Eingang in die Kleinspitzpopulation, was dazu führte, dass sich der Typ des Kleinspitzes mit der Zeit extrem verwässerte, insbesondere bei den orangefarbenen Kleinspitzen. 

 

Diese Wegentwicklung des Zwergspitzes vom Kleinspitz kann mal mäßiger und mal drastischer ausfallen. Der Hauptunterschied zwischen Kleinspitz und Zwergspitz liegt derzeit in der Größe, im Wesen, im Fell und generell dem züchterischen Fokus: Während der Kleinspitz nicht nur größer ist, sondern in der Regel noch sehr nach einem Spitz aussieht und mit seinem gut abgesetzten Langstockhaar auch deutlich pflegeleichter ist, legt man beim Zwergspitz viel mehr Wert auf ein auffälliges, puppenhaftes Äußeres. Zuchtziel ist in der Regel ein sehr kleiner, sehr stämmiger Hund mit ziemlich üppigem Fell, das nicht abgesetzt ist, sondern einfach nur lang und daher häufig in Form geschnitten werden muss.

 

Auch im Wesen zeigen sich Unterschiede: Der Kleinspitz ist meist vom Verhalten her noch "typisch Spitz", während der Zwergspitz gefälliger und freundlicher ist, er ist zumeist viel mehr Schoßhund mit Kindchenschema als kleiner Wächter. 

Vintage Kleinspitzimpressionen

Viele Kleinspitze stehen heutzutage eher im Mischtypen und unterscheiden sich kaum vom Zwergspitz; oftmals liegt der Unterschied zwischen beiden Varietäten nur noch in der Größe. Mitunter kann man anhand eines Welpenbildes kaum sagen, ob das Tierchen einmal Zwergspitz oder Kleinspitz wird. Auch kam es schon häufiger vor, dass der angebliche Zwergspitz dann zu einem properen Mittelspitz heranwuchs. Solche Vorfälle werden von der Tatsache begünstigt, dass der amerikanische Standard für den Pomeranian keine Größenbeschränkung vorgibt, sondern lediglich eine Gewichtsbeschränkung. Demzufolge sind einige Pomeranians viel größer, als unser Rassestandard für den Zwergspitz erlaubt Und dieses genetische Potenzial schlummert dann eben auch in jedem Welpen.

 

Den ordentlichen, altmodischen Kleinspitz gibt es aber Gott sei Dank auch heute noch. Zu verdanken haben wir das den Züchtern, die sich seiner Erhaltung verschrieben haben. Einige dieser Züchter sind in meiner Züchterliste zu finden: Züchter für Kleinspitze

Schlusswort


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Typisch Spitz - stets leicht arrogant im Mittelpunkt 😄

Der Kleinspitz ist nicht nur ein putziger Hund, sondern ein Stück deutscher Kultur und Geschichte. Er hat im Laufe der Jahrhunderte die Herzen vieler Menschen erobert und ist heute ein geschätzter Freund und Begleiter in Haushalten auf der ganzen Welt.

 

Er ist ein wunderbares Familienmitglied, er ist extrovertiert, lebendig und ausgesprochen intelligent. Auch hat der Kleinspitz sein Spitzerbe nicht vergessen: Ein treuer, furchtloser Wachhund ist er, auch wenn er klein ist. Von seiner geringen Körpergröße weiß er nichts - oder es ist ihm schlichtweg egal - denn er hat ein bombastisches Selbstbewusstsein und genießt es ganz besonders, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

 

Kleinspitze sind aber auch für ihr lustiges, verspieltes Wesen bekannt. Sie freuen sich über menschliche Gesellschaft, sind gern überall mit von der Partie. Sie sind ausgezeichnete Familienhunde und verstehen sich hervorragend mit Kindern und anderen Haustieren.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kleinspitz ein wirklich einzigartiger kleiner Hund ist. Ob als clownesker Begleiter oder als aufmerksamer Wachhund, der Kleinspitz bringt mit Sicherheit viel Freude in jeden Haushalt, welcher sich damit rühmen kann, von einem Kleinspitz bewacht zu werden. 

 

Oder wie der alte Konfuzius bestimmt mal gesagt hat: "Lieber Kleinspitz als Keinspitz!" 😎


Weiterführende Artikel:


Quellen:

[1] "Der Deutsche Spitz", Ausgabe 67, Seite 48

[2] "Der Deutsche Spitz", Ausgabe 10, Seite 10

[3] Stadtarchiv Karlsruhe/BA Schlesinger A16/61/2/19 (Ausschnitt)

[4] Kleinspitz <link>, Pomeranian <link>

[5] "Der Deutsche Spitz" Ausgabe 67, Seite 1


Stand: 28.01.2025

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