Wer sich für die Rasse Wolfsspitz interessiert, wird unweigerlich auch mit dem Begriff "Keeshond" konfrontiert. Und er wird feststellen, dass es doch sehr unterschiedlich aussehende Rassevertreter gibt, nämlich den Wolfsspitztypen und den Keeshondtypen. Nur die wenigsten können damit etwas anfangen und mein Eindruck ist derjenige, dass hier durchaus Informationsbedarf besteht. Es folgt daher an dieser Stelle der Versuch einer Erklärung meinerseits bezüglich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen beiden Varietäten der Rasse.
Landläufig liest man sehr häufig, der Wolfsspitz werde im Ausland Keeshond genannt, woraus dann meist abgeleitet wird, das sei das Gleiche. Dies stimmt aber nur zum Teil. Die Aussage, ob der Wolfsspitz im Ausland als Keeshond bezeichnet wird, ist zunächst mal davon abhängig zu machen, von welchem Ausland denn die Rede ist. Das Wort "Keeshond" ist holländisch und bezeichnet in Holland das gleiche wie "Spitz" in Deutschland und hat mit Käse (= Kaas) nicht das Geringste zu tun, während "Hond" einfach nur "Hund" bedeutet. Keeshond spricht sich übrigens "Kehs-Hond" aus. Ganz falsch ist die Aussprache "Kees-Hound". Die "Hounds" im Englischen gehören der Gruppe der Jagd- und Meutehunde an - also Beagles, Bloodhounds, Foxhounds usw. - die allesamt mit dem Deutschen Spitz rein gar nichts zu tun haben.
"Keeshond" ist ein Oberbegriff für alle Varietäten der Rasse Deutscher Spitz in den Niederlanden. Der Wolfsspitz heißt in Holland "Grote grijze Keeshond" ("Großer grauer Spitz") oder auch "Wolfsgrijze Keeshond" ("Wolfsgrauer Spitz"). Die anderen Varietäten sind demnach: "Grote Keeshond"/Großspitz, "Middelgrote Keeshond"/Mittelspitz usw. In den osteuropäischen Ländern kennt und verwendet man die Bezeichnung "Wolfsspitz" durchaus und es wird auch differenziert zwischen Wolfsspitz und Keeshond.
Der Wolfsspitz war vor und um 1900 in ganz Mitteleuropa verbreitet. Es gibt verschiedene Theorien zu der Herkunft des Wortes Keeshond, die bekannteste ist jedoch folgende: "Kees" ist die Kurzform und Koseform des Vornamens Cornelius bzw. Cornelis. Der holländische Patriot Cornelis de Gyzelaar war um 1781 Anführer der Volkspartei, die mit der Oranierpartei (den Konservativen) in Opposition war. Die Oranier wollten den Prinzen von Oranien als ihren König haben, die Patrioten nicht. Jener Kees nun besaß einen Wolfsspitz und so wurde der "Hond" des "Kees" zum "Keeshond" und zum Symbol der Patriotenpartei, während der Mops zum Symbol der Oranier wurde.
Es kann davon ausgegangen werden, dass der Wolfsspitz durch die Lastkähne am Rhein überhaupt erst nach Holland kam, denn der Rhein war ja immer die Lebensader, die Deutschland und Holland miteinander verband. Und nur, weil man den Wolfsspitz nun aufgrund eines politischen Ereignisses im 18. Jahrhundert als Keeshond bezeichnete, gab es nie eine begründete Veranlassung dazu, von zwei unterschiedlichen Rassen zu sprechen. Unser Wolfsspitz war auf jeden Fall in Holland sehr populär und wurde auch mit anderen Spitzvarietäten gekreuzt, so dass er im Laufe der Zeit einiges von seiner ursprünglichen Art verlor. Meist war er kleiner als unser Wolfsspitz und von einer graubraunen Farbe. Sicherlich entstanden die verschiedenen Schläge des Wolfsspitzes auch dadurch, dass ein Wolfsspitz auf einem bayerischen Bauernhof eher so groß sein musste, dass er allein durch sein beeindruckendes Aussehen zwielichtige Gestalten fernhielt. Der Fuhrmann oder der Schiffer hingegen bevorzugte auf seinem beengten Fahrzeug wohl einen etwas kleineren und transportableren Hund.
Der deutsche Wolfspitz und der niederländische Keeshond scheinen einen gemeinsamen Ursprung zu haben, aber ihre Zucht folgte etwas unterschiedlichen Linien. Von beiden Seiten des Niederrheins aus fand die Rasse zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Weg nach Großbritannien, dank des Einsatzes einer Dame namens Gwendolen Wingfield-Digby, die dort die ersten Wolfsspitze aus Deutschland einführte, eine Zucht unter dem Namen "Van Zaandam Kennels" aufbaute und sich für die dortige Anerkennung dieser Rasse einsetzte.
Mrs. Wingfield-Digby begegnete der Rasse in ihrer Jugend während eines Aufenthalts in Holland, wo sie die majestätisch auf den kleinen Kähnen thronenden Spitze erstmalig sah, sich verliebte und sie von Holland aus mit nach England brachte. Erst 1925 wurde dort ein Kennel-Club unter ihrem Vorsitz gegründet. Seither hat die Zucht und die Beliebtheit der Keeshonden in England stetig zugenommen. Mrs. Wingfield-Digby führte auch deutsche Wolfsspitze ein, darunter Namen wie "Horst und Christel am Ziel", "Billo von der Maiblume" und "Alli von der Sternwarte", mit denen sie ihre Zucht aufbaute. Der Import der Wolfsspitze bzw. Keeshonden nach England war zu dieser Zeit keine leichte Sache, wenn man an die Quarantäne von mehreren Monaten denkt. Mrs. Wingfield-Digby hat sich in ihrem Zwinger "Van Zaandam" züchterisch jedoch immer an den ursprünglichen Typen gehalten und seine Linie von 1902 an fortgeführt. Der moderne, etwas auffälligere und chowartige Typ fand nie ihre Sympathie - sie stand stets in Opposition zu den Züchtern dieses modernen Typen. Für sie sollte der Keeshond vor allem ein brauchbarer und nützlicher Hund sein, der wachte, gut aufpasste und sie auf all ihren Reisen begleitete. Wiesen ihre Hunde nicht das auf den Schauen erwünschte, üppige Wollhaar auf, so konterte sie stets: "Für mich ist das genug!". Die Hunde ihres Zwingers waren allesamt eher dunkel als hell, von zäher Konstitution und gute Wächter, jedoch nicht bissig oder angriffslustig.
Der Keeshond erfreute sich in England über die Jahre immer größerer Beliebtheit, doch ab den 1960er-Jahren begann man, einen bestimmten Phänotyp züchterisch zu bevorzugen, nämlich den üppigeren Chowtypen. Von Großbritannien aus begann dann der Siegeszug des Wolfsspitzes unter der Bezeichnung "Keeshond" nach Skandinavien und nach Übersee.
Daraus folgt: "Keeshond" ist die Bezeichnung für einen Wolfsspitz einer bestimmten Zuchtrichtung mit einem entsprechenden, typischen Phänotyp, den man durchaus als Showhund-Typen bezeichnen kann. Offiziell gibt es z.B. in den angelsächsischen Ländern nur Keeshonden - was aber nicht heißt, daß es dort keine Wolfsspitze gibt! Beide Varietäten haben letztlich das gleiche Erbgut. Da dort aber ein bestimmter Phänotyp (nämlich der des Keeshonds) bevorzugt und züchterisch angestrebt wird, werden Vertreter des Wolfsspitz-Phänotyps dort für gewöhnlich als sogenannte "Pet Quality" ("Haustier-Qualität" im Gegensatz zu "Show Quality") an Liebhaber ohne Interesse an Zucht verkauft.
Wo aber liegt denn nun genau der Unterschied? Der Keeshond ist kleiner und kompakter und hat ein stärkeres Skelett. Der Kopf ist feiner, hat einen ausgeprägteren Stopp und eine breitere Stirn, die Schnauze ist kürzer, die Ohren sind kleiner. Der Keeshond hat wesentlich mehr Fell, besonders an Hals und Beinen, alles unterlegt mit reichlich Unterwolle. Keeshonden sind häufig heller, mit größeren cremefarbenen Anteilen bis hin zu Schattierungen in Beige und mit der Tendenz zum Orange - aber immer mit der charakteristischen Zeichnung, welche er mit dem Wolfsspitz gemeinsam hat.
Im Gegensatz dazu werden Wolfsspitzwelpen fast schwarz geboren und der erwachsene Wolf ist rein wolfsgrau, ohne andere Farbe. Der Wolfsspitz ist größer, hat weniger Kontrast in der Farbe, ein leichteres Skelett, eine längere Schnauze, größere Ohren und sein Fell ist moderater. Während der Keeshond wie ein niedlicher Teddybär aussieht und vom Wesen her ganz Familienhund ist, wirkt der Wolfsspitz weitaus rauer - um nicht zu sagen respekteinflößender - und ist nach wie vor ein sehr pflichtbewusster Wachhund.
Obwohl alle holländischen Keeshonden den Wolfsspitz zum Vorfahren haben, wollte man ab 1927 in Holland die Trennung der beiden Schläge und unterteilte die Klassen auf Ausstellungen in "Deutsche Keeshonden" und "Holländische Keeshonden". 1933 wurde für die "Hollandsche Keeshonden" ein eigener Standard genehmigt, der sich allerdings kaum vom Wolfsspitzstandard unterschied. Mitunter kam es auf Ausstellungen sogar dazu, dass ein und derselbe Hund von unterschiedlichen Richtern einmal als "Keeshond" und einmal als "Wolfsspitz" eingeordnet wurde. Diese Praxis sorgte für soviel Verwirrung, dass in ausländischen Zeitungen sogar vom Keeshond als "holländischer Rasse" die Rede war. So war es einem Herrn Hinderer um 1930 in den USA nicht möglich, seine Wolfsspitze unter ihrem deutschen Namen eintragen zu lassen. Erst 1960 wurde schließlich vom FCI der Standard "Hollandsche Keeshond" ersatzlos gestrichen und Deutschland als alleiniges Ursprungsland der Rasse definiert. In England hieß der Wolfsspitz "Dutch Barge Dog", bis er 1926 offiziell Keeshond genannt wurde, wobei man auch hier Holland als sein Ursprungsland ansah.
Auch in die USA gelangte der Wolfsspitz durch Deutsche Einwanderer, die dorthin mit ihren deutschen Tieren immigrierten, und auch hier wurde er letztlich zum "Keeshond". Warum? Weil Wolfsspitz schlichtweg zu deutsch klang. Aufgrund des Krieges hatte man eine Aversion gegen alles Deutsche, so wurde zum Beispiel auch der Deutsche Schäferhund eine Zeitlang nicht mehr "German Shepherd Dog" genannt, sondern "Alsatian" (Elsässer), ebenso wie der weiße Spitz seitdem in den USA als "American Eskimo Dog" bezeichnet wird.
Wie auch immer, auf jeden Fall setzte sich "Keeshond" im Ausland durch, so dass man in den USA, Skandinavien, Australien etc. den Wolfsspitz nur unter diesem Namen kennt, obwohl Deutschland als Ursprungsland des Wolfsspitzes zuchtbuchführend ist und dies auch vom FCI anerkannt ist. Zudem basieren die englischen Keeshonden zu 1/3 auf Keeshonden aus Holland und zu 2/3 auf Wolfsspitzen aus Deutschland.
Anfangs entsprachen die angloamerikanischen Keeshonden im Typ noch weitestgehend den deutschen Wolfsspitzen und entwickelten sich erst in letzter Zeit zunehmend zu einem Typus, der mehr an den Chow oder den Pomeranian erinnert. Ungefähr seit den 1960ern begannen die Zuchtrichtungen der Wolfsspitze bzw. Keeshonden in den verschiedenen Ländern immens auseinanderzudriften. Damit sich nun jeder selbst ein Bild machen kann, folgt nun eine kleine Zeitreise in die Welt der Keeshonden ab 1927:
Keeshond 1927
Keeshond 1937
Keeshond 1946
Keeshond 1957
Keeshond 1965
Keeshond 1978
Keeshond 1985
Keeshond 1992
In Deutschland und seinen Nachbarländern wurden nach wie vor viele Wolfsspitze auf dem Land in ihrer ursprünglichen Funktion als Wachhund gehalten. In England und den USA hingegen betrachtete man den Keeshond eher als Familienhund, der daher mehr auf "Show" denn auf Arbeitseigenschaften gezüchtet wurde. Bis 1987 blieben die englischen Linien faktisch isoliert. Unter anderem die strengen Quarantänebestimmungen im letzten Jahrhundert bewirkten, dass sich die englischen und skandinavischen Züchter nicht an der Entwicklung des Wolfsspitzes in Mitteleuropa orientierten, sondern mit den Jahrzehnten mehr und mehr einen eigenen Typ entwickelten. Es gab zwar vereinzelte Importe nach Deutschland, aber kaum Exporte von deutschen Linien in die nördlichen Länder Europas.
Nach und nach wurden die englischen Hunde kleiner, mit einem zierlicheren Kopftyp und üppigerem Fell. Dieser Typwandel ging in Etappen vor sich und fand keineswegs bei allen Keeshond-Freunden Zuspruch. Insgesamt wurde die Rasse seit den Sechzigern wesentlich gleichförmiger im Aussehen, so dass man nun vom "modernen Keeshond" im Gegensatz zum "alten Typen" sprach. In den USA waren die Tendenzen ähnlich, obwohl es aufgrund der großen Zuchtbasis bis etwa 1970 viele verschiedene Typen gab. Leider kam es auch hier bald zu einem einheitlicheren Aussehen: kompakter mit sehr viel Fell. Seit 1980 war beim Kopftyp vor allem ein ausgeprägter Stopp gefragt. Wie in England wich auch in den USA die schöne, silbergraue Farbe des Fells bald einem Cremeton in Mähne und Unterwolle, der einen eher ausgeblichenen Eindruck macht. Das Fell wurde nicht nur üppiger, sondern auch weicher, wodurch es viel aufwendiger in der Pflege ist, als das des Wolfsspitzes.
Da England, die USA und Kanada nicht dem FCI angeschlossen sind, führen sie eigene Rassestandards. Dennoch stimmen die Standards von Wolfsspitz und Keeshond weitgehend überein. Die auffälligste Differenz war und ist die Größenangabe. Doch obwohl die Keeshond-Länder eine geringere Größe anstreben, ist ihr Standard so formuliert, dass größere Hunde nicht völlig ausgeschlossen werden. Der AKC-Standard von 1939 fordert eine Mindestgröße von 15 Inches (=38,5 cm), die scheinbar vom deutschen Standard übernommen wurde. In Deutschland hingegen züchtete man seit 1900 auf Größe, so dass Wolfsspitze mit mehr als 50 cm Schulterhöhe als Zuchtziel galten.
Dennoch gab es bis in die 70er-Jahre hinein wirklich große und kräftige Keeshonden. Erst durch die Vereinheitlichung des Typs wurde die durchschnittliche Schulterhöhe reduziert. Trotzdem war der Keeshond lange Jahre kaum vom Wolfsspitz zu unterscheiden, er war eben lediglich etwas kleiner und zarter gebaut. Daher konnten sich auch deutsche Züchter gut mit den Keeshonden anfreunden und importieren sie sehr gern zur Blutauffrischung.
Und doch wurde auch schon in den 50er-Jahren die Entwicklung des Keeshonds hierzulande mit Sorge beobachtet. So wies unter anderem Frau Weitz - die "Grande Dame" der deutschen Wolfsspitzzucht mit ihrem Zwinger "vom Wymarshof" - darauf hin, dass das plüschige Fell der Keeshonden, so schön es auch sei, enorm viel Pflegeaufwand erforderte - viel mehr als das dichte und harte Haar der hiesigen Wolfsspitze.
Für den ab den 1970ern favorisierten Typen - den Chow- oder Pomeraniantypen - konnten sich die deutschen Züchter dann aber wirklich nicht mehr begeistern, insbesondere da zu dieser Zeit bei uns eher besonders kräftige Hunde die Preise auf Ausstellungen abräumten.
Trotzdem sich Keeshond und Wolfsspitz doch unübersehbar unterscheiden, liegt das nicht an den Standards, diese listen im Prinzip weltweit die gleichen Fehler auf. Letztlich unterscheidet sich eher der Geschmack in den verschiedenen Ländern, der aufgrund der erhöhten Nachfrage dann einen bestimmten Typus erschuf. Neben dem Geschmack, der stets einem gewissen Zeitgeist entspricht, erschufen auch Gruppenzwang (Richter unterliegen diesem bei ihren Entscheidungen) und Gewöhnung (ein häufig gesehener Typus wird als normal betrachtet) den Keeshond, wie wir ihn heute kennen.
Verständlicher und lustiger kann man den Unterschied zwischen Keeshond und Wolfsspitz eigentlich nicht aufzeigen 😆 Video mit freundlicher Genehmigung von Tomasz Bednarski
Mitte der 90er-Jahre wurde bei der FCI der Antrag auf Anerkennung eines eigenen Standards für den Keeshond, als holländische Rasse, gestellt, die Initiatoren waren damals skandinavische Züchter. Diese waren in Nordeuropa, wo seit 1950 Wolfsspitze bekannt und verbreitet sind, in einer besonderen Situation, denn obwohl offiziell auch hier der FCI-Standard galt, war es aufgrund der Quarantänebestimmungen für die Skandinavier viel leichter, Tiere aus England zu importieren als vom Festland. Als die Quarantäneregelung nun wegfiel und auch Skandinavier die Möglichkeit hatten, Ausstellungen in Europa zu besuchen, fürchteten sie, dass ihre Hunde auf den Ausstellungen benachteiligt werden würden, da sie sich zum Beispiel in Kopftyp, Größe und Brillenzeichnung von den Wolfsspitzen doch erheblich unterschieden.
Weil sich der Verein für Deutsche Spitze als zuchtbuchführender Verein gegen einen eigenen Keeshond-Standard aussprach, wurde er vom FCI beauftragt - ohne jedoch im Vorfeld von der FCI überhaupt mal gefragt worden zu sein - den Keeshond irgendwie mit in den Standard für Wolfsspitze hineinzuarbeiten. Hauptargumente für den gemeinsamen Standard waren die Ähnlichkeit der Idealtypen und die enge Verwandtschaft von Wolfsspitz und Keeshond - gleichermaßen durch gleiche Vorfahren wie durch die regelmäßigen Verpaarungen belegt.
Ein theoretischer Vorteil des neuen, gemeinsamen Standards war, dass nun die Züchter mit einem Male eine viel breitere Zuchtbasis hatten. Der Nachteil hingegen war, dass die größeren und robusteren Wolfsspitze aus dem Ursprungsland Deutschland von den kleineren und niedlicheren holländischen, britischen sowie amerikanischen Keeshonden verdrängt wurden, die mit dem ursprünglichen Wolfsspitztyp und dessen typischem Gangwerk nicht mehr allzuviel gemeinsam haben. An sich ist am Einbinden des Keeshonden in unseren Standard - sowie an der Zucht mit ihm - nichts auszusetzen, solange es sich dabei um den Keeshond von vor 50 Jahren handelt. Die heutigen Keeshonden sehen leider nicht nur aus wie aufgeplatzte Sofakissen, sondern grenzen aufgrund der angezüchteten Fellmassen und der kürzer werdenden Schnauze oft auch immer mehr an Qualzucht. Auch wurden durch die Keeshonden die Schilddrüsenkrankheit PHPT und die Hauterkrankung Alopezie X in die gesunde Wolfsspitzpopulation eingebracht.
Früher lag der Schwerpunkt der Wolfsspitzzucht auf deren Gesundheit - und die gesunden Wolfsspitze dankten es ihren Züchtern durch ein langes Leben und hohe Fruchtbarkeit (Würfe mit mehr als acht Welpen waren keine Seltenheit). Auch kam der ursprüngliche Wolfsspitz mit nur wenigen Bürstenstrichen aus und wurde wegen seiner natürlich wirkenden Fellpracht durchaus bewundert. Heute weisen leider mitunter selbst graugewolkte Eurasier mehr Ähnlichkeit zum klassischen Wolfsspitz auf, als der moderne Keeshond. Die Nachfrage nach dem traditionellen Wolfsspitztyp bzw. "Wolfsspitz vom Urtyp" besteht aber nach wie vor und manche Welpeninteressenten stellen mit großem Bedauern fest, dass dieser alte Schlag, wie sie ihn aufgrund diverser Eigenschaften zu schätzen wussten, zunehmend verdrängt wird. Züchter, die den alten Typen züchten, finden sich in meiner Züchterliste.
Ich hoffe, dass die Unterschiede zwischen beiden Zuchtlinien durch die Gegenüberstellung oben innerhalb dieses Rasseportraits ein wenig deutlich wurden. In Deutschland ist es mittlerweile so, dass die Hunde meist nicht mehr unbedingt einem bestimmten Typ zugeordnet werden können, da hier seit längerem beide Typen miteinander verpaart werden.
Astrid Renken (die Dame, der wir die Spitzdatenbank verdanken) stellte einst eine Liste auf ihrer Homepage zur Verfügung, auf der sie die hiesigen Züchter nach Typ der gezüchteten Hunde unterteilt aufgeführt hatte, um Welpeninteressenten, die nach einem bestimmten Typ suchten, zu helfen. Man drohte ihr daraufhin mit "rechtlichen Schritten", da ihre Liste "geschäftsschädigend" sei. Geschäft??? Interessant. Und ich dachte immer, bei uns gäbe es nur Hobbyzüchter, die daran "nichts verdienen" und alles nur "aus Liebe zur Rasse" tun. Sowas lässt natürlich tief blicken!
Für die Förderung unseres alten Wolfsspitztyps wäre die Zulassung prächtiger Registerhunde begrüßenswert, ebenso wie die von Hunden, deren Abstammung in vielen Fällen nachprüfbar ist, da die Elterntiere Papiere besitzen, die Halter jedoch auf keine Ausstellungen zu bewegen waren, wo sie mit dem Keeshond konkurrieren müssten. Denn auf den Ausstellungen wird ein anderer Typ favorisiert (insbesondere, wenn Richter aus Holland und Züchter von Keeshonden auf deutschen Ausstellungen richten), als von den vielen Welpeninteressenten. Diese verlangen in der Regel nach einem Wolfsspitz, dessen Figur trotz des wunderschönen Fells noch ansatzweise erkennbar ist.
Unsere Züchter sollten also versuchen, das Gen-Reservoir der Keeshonden an den richtigen Stellen anzuzapfen und dort gezielt Verbesserungen durchzuführen, wo sie sinnvoll sind. Nicht aber sollten sie vor lauter Begeisterung über die Keeshonden unsere alten Linien aussterben lassen, denn es wäre doch wirklich schade um den kernigen, deutschen Wolfsspitz!
Stand: 04.09.2023
Schwab Wolfgang (Sonntag, 27 Oktober 2024 08:39)
Liebe Freunde !
Da mein schwarzer Grossspitzrüde Cieran vom Elztäler Mooshof schon in die Jahre gekommen ist,,bitte ich euch ,mir vertraulich mitzuteilen ,welche Züchter den alten Wolfsspitztyp noch züchten.
Mein Hund ist der hervorragende und scharfe Wächter meines Hauses.
Seine "Ausstellungskarriere" hatte ich frustriert abgebrochen..
Aufgrund seines weissen Bruststerns und eines. kleinen weißen Abzeichens an der linken Hinterpfote sowie durch sein misstrauisches Wesen und den Zeichen von Schärfe ist er nicht über mittelmäßigen bis guten Beurteilungen bei Ausstellungen nicht hinausgekommen...
Herzliche Grüße!
Wolfgang Schwab,Innsbruck
Anja K. (Sonntag, 29 Januar 2023 09:04)
Hallo Daniela,
Danke für den tollen Artikel! Die Frage nach dem Unterschied taucht ja doch immer wieder auf. Der Artikel ist da sehr informativ und gut verständlich.
Viele Grüße
Anja und India-Souris von Fritzi's Wölfen
Kaiser Ute (Donnerstag, 17 März 2022 23:10)
Liebe Daniela
Ein toller Artikel & sehr gut recherchiert .
Registerhunde mit einbeziehen ,das hab ich s hon vor vielen Jahren gesagt .
Auweia ,da war was los, wie ich das Denken könnte , warum ich es wollte …
Mein Argument war , der Spitz hat vor 200 Jahren mit Bauernhof Hunden angefangen ,also mit Register Hunden �
Aber nein da trauen sich die Züchter nicht �♀️
Lg Ute & Wölfe