Impfst du noch oder titerst du schon?

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[Meinung] Das Impfen ist bei Mensch und Tier ein seit Jahren kontrovers diskutiertes Thema. Doch während beim Menschen die meisten Impfungen alle sieben bis zehn Jahre verabreicht werden, herrscht in der Tiermedizin ein regelrechter Impfwahn. Fraglich ist halt, wem diese Über-Impferei letztlich wirklich nützt? Da ich heute morgen eine große Portion Skepsis zum Frühstück hatte, würde ich mal behaupten, daß der Impfwahn unseren Tieren mitunter nur sekundär nützt. Dennoch darf man sich natürlich nicht in Spinnereien verlieren und sich von nun an darauf verlassen, daß Bernstein, Kokosfett und Schwarzkümmelöl den Parasiten und Erregern schon zeigen werden, wo der Frosch die Locken hat....

 

Da wir aber hier nicht nur "anti-alles" sind, finde ich es wichtig nochmal klarzustellen, daß die Grundimmunisierung auf jeden Fall und vor allem zeitlich korrekt erfolgen sollte. Im Prinzip wird zwischen zwei Elementen des Impfens unterschieden: zum einen der Grundimmunisierung, die dem Aufbau des Impfschutzes dient, zum anderen den Auffrischungs-Impfungen, die dem Erhalt des Impfschutzes dienen. Die Grundimmunisierung hat allergrößte Bedeutung und sollte nicht verkackt werden, sondern gemäß der aktuellen Leitlinien durchgeführt werden!

 

Soweit ich übrigens weiß, ist es nicht zwingend notwendig, daß Hunde nach der Grundimmunisierung im Welpenalter in jährlichen Abständen mit immer neuen Impfdosen traktiert werden müssen, um gesund zu bleiben. Zudem ist Impfen stets mit Risiken behaftet, die da wären:

  • anaphylaktischer Schock
  • Atemnot
  • Erbrechen und Durchfall
  • Kopfschwellungen und Juckreiz
  • Autoimmunkrankheiten
  • Polyarthritis
  • bakterielle Infektionen
  • Ohren- und Harnweginfektionen
  • Verhaltens- und Wesensstörungen

Gott sei Dank hinterfragen mehr und mehr Veterinäre und Tierhalter diese Praxis des Überimpfens und daher ist etwas Bewegung in das Weltbild der Impferei beim Tier gekommen: in den USA z.B. haben sich Forscher des Themas angenommen und festgestellt, daß Auffrischungsimpfungen in vielen Fällen vollkommen überflüssig sind. Abgesehen von riskanten Nebenwirkungen verpufft die Auffrischung sichtlich, denn durch die bereits vorhandene Immunität des Tieres wird der Impfstoff vom Immunsystem unschädlich gemacht, ebenso wie das Immunsystem es mit dem tatsächlichen Erreger machen würde, wenn das Tier damit in Berührung käme. Auf Basis dieser Forschungsarbeiten werden inzwischen größere Abstände zwischen den Impfungen empfohlen, meist im Bereich von 3 Jahren.

 

Dennoch praktizieren nach wie vor viele Tierärzte die „Impfung gemäß Beipackzettel“, also jährlich. Das Missverständnis, das zu diesem "Sicherheitsgeimpfe" geführt hat, ist allerdings schnell gelöst: die Hersteller der verschiedenen Impfstoffe schreiben seit Jahrzehnten in ihren Gebrauchsinformationen, daß eine jährliche Wiederholung der Impfung „empfohlen“ sei, da sie für die Zulassung ihrer Präparate nicht verpflichtet sind, die tatsächliche Dauer des Immunschutzes im klinischen Verlauf zu testen und nachzuweisen. Hält sich der Tierarzt an diese Vorgehensweise und an den Beipackzettel, geht er natürlich auf Nummer sicher und ist nicht angreifbar. Zudem ist es ja auch Fakt, daß Hersteller und Tierarzt umso mehr verdienen, je öfter sie die Spritze setzen und sie sich daher diesen güldenen Ast sicher nicht allzu gern unterm Hintern wegsägen lassen wollen. Gerade Discounter-Praxen leben zum größten Teil von Impfungen und Kastrationen.

 

Ein weiterer Endgegner im Bereich der verlängerten Impfintervalle sind übrigens die Zuchtverbände, sowie Tierpensionen und Hundetagesstätten. Nicht nur daß einem in Pensionen und HuTa's doch recht fragliche Impfungen in recht fraglichen Intervallen abverlangt werden (z.B. die nasale Impfung gegen Zwingerhusten), nein, man kann generell froh sein, wenn man bei Hunde-Großveranstaltungen mit seinem im dreijährigen Impfintervall geimpften Hund überhaupt die Einlasskontrolle passieren darf, ohne die Worte "du kommst hier net rein!" entgegengeschmettert zu bekommen - trotz fabelhaftem EU-Impfausweis.

 

Eine schöne Möglichkeit, seinem Tier unnötige Impfungen zu ersparen, sind die Titer-Schnelltests. Dabei wird anhand dieses Test der aktuelle Impfstatus des Probanden bestimmt und aus dem Ergebnis heraus abgelesen, ob eine Auffrischung Sinn macht oder nicht. Titern kann man Staupe, Parvovirose und Hepatitis. Alle anderen Impfungen sind gesondert zu betrachten:

 

Tollwut

Dagegen muß wirklich regelmäßig und exakt geimpft werden, denn sollte es also im eigenen Umfeld einen Tollwutverdachtsfall (der alleinige Verdacht reicht oft schon aus) geben und dieses "verdächtigte" Tier hatte Kontakt zum eigenen Tier, ist es völlig egal, wie weit einige Wissenschaftler mit ihren Studien bezüglich des Impfschutzes sind, und ob die Grundimmunisierung eigentlich ausreichend schützt. Entscheidend ist dann allein, ob ein lückenloser Impfstatus vorgewiesen werden kann. Lückenlos heißt, dass je nach Herstellerangabe des verwendeten Tollwutimpfpräparats „korrekt“ nachgeimpft wurde. Wenn nicht, wird das Tier einkassiert und euthanasiert, um DANN per Obduktion auf Tollwut getestet zu werden. Richtig gelesen: erst erfolgt die Keulung des Tieres und danach der Test auf eine erfolgte Ansteckung. Das heißt, daß es hier nicht um die eigene Einstellung zum Impfen geht, die ist in einem solchen Szenario tatsächlich ein Nebenschauplatz. Hier geht es im schlechtesten Fall um Leben oder Tod des Haustieres, daher schlampen Sie nicht bei der Tollwutimpfung!

 

Parainfluenza

=Zwingerhusten. Ein Hund, der durch Impfung gegen das Parainfluenza-Virus geschützt ist, kann trotzdem noch erkranken, allerdings mit abgeschwächter Symptomatik. Die Krankheit ist bei gesunden Hunden zwar oft sehr lästig aber nicht wirklich lebensgefährlich. Die Impfung ist daher eher als optional anzusehen, hier macht die Titerbestimmung null Sinn.

 

Leptospirose

Verläuft bei vielen Hunden asymptomatisch, der Hund wird also nicht erkennbar krank. Hunde, die erkranken, sind gut mit Antibiotika behandelbar. Allerdings nur, wenn die Krankheit früh erkannt wird, sonst kann die Krankheit auch tödlich verlaufen. Auch gilt der Impfstoff als recht riskant was Impfschäden anbelangt, daher ist hier die Abwägung zwischen impfen und nicht-impfen besonders schwierig. Da der Impfstoff auch nur ein Jahr schützt, ist die Titerbestimmung hier folglich Nonsense.

 

Wichtig bei der Titerei ist wie oben bereits genannt die ordentliche Grundimmunisierung. Nur dann kann man sich in den darauffolgenden Jahren die Impfungen schenken. Machen Sie also das Beste draus! Machen wir auch....

 

Habe die Ehre!

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