HD-Röntgen - Echt jetzt?!

Hund Deutscher Spitz HD Röntgen

[Meinung] Im Rahmen von Kunos Zuchtzulassung habe ich erfahren, daß die Hüftgelenksdysplasie nur eine Heritabilität (quasi eine direkte Erblichkeit) von 20% ausmacht. 20% Prozent! 80% des HD-Risikos sind also reine Wahrsagerei, denn nichts genaues weiß man nicht.

 

Natürlich muss man die Hüftgelenksdysplasie bekämpfen, das streite ich gar nicht ab. Trotzdem muss man doch auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Es geht um eine Krankheit mit einer Erblichkeit von 0,2! Dafür werden Hunde von der Zucht ausgeschlossen, die im Rahmen einer Zuchtwertschätzung eventuell hervorragende Vererber gewesen wären. Und nicht jeder Hund, der entsprechende Anlagen trägt und weiter vererbt, leidet selbst an einer Hüftgelenkdysplasie – umgekehrt können Hunde, die selbst nicht erkrankt sind, die Hüftgelenkdysplasie vererben und entsprechend erkrankte Nachkommen haben. Davon sieht man dann aber auf den Röntgenbildern vorab nichts!

 

Prof. Dr. Mark Pflückiger von der Dysplasiekommission in Zürich sagt dazu folgendes:

 

"Heute wählen immer noch viele Züchter ihre Zuchthunde auf Grund des HD-Grades, d.h. der Eigenleistung aus. Die Ausprägung der HD ist jedoch von verschiedenen Genen abhängig und wird zusätzlich durch die Umwelt beeinflusst. Eine Röntgenaufnahme gibt deshalb die genetische Qualität eines Hundes nicht exakt wieder. Ideal wäre eine Auswahlmethode, die auf der genetischen Qualität und nicht auf dem äußeren Erscheinungsbild der Hüftgelenke beruht."

 

Also die Zuchtwertschätzung. Das einzig sinnvolle Instrument zur Qualitätszucht - leider wird sie nach wie vor kaum angewandt. Nein, da legt man die Hunde lieber unters Röntgengerät und fällt aufgrund irgendwelcher Winkelmessungen auf einem Bild ein endgültiges Urteil über ihren Zuchteinsatz. Zudem sind die Entscheidungen über die Hüftbeschaffenheit sehr wohl auch subjektiv, wie mir ein angesehener Tierarzt jüngst erzählte. Also wirklich! Da kann man doch auch gleich die Tarotkarten rausholen oder das Pendel. Wobei man beim Pendeln ja immerhin 'ne Trefferquote von 50% hätte. Wäre vielleicht eine Option....

 

Und eines sollte man übrigens auch immer im Hinterkopf behalten: diejenigen, die am lautesten nach der Unberührbarkeit des HD-Röntgens brüllen, sind oft auch diejenigen, die ganz gut daran verdienen, daß da eben jene Röntgenbilder und Gutachten erstellt werden, Facharbeiten geschrieben werden etc. etc. Wie ehrlich kann denn ein Wissenschaftler sein, der direkt von den Ergebnissen seiner Forschungen lebt? Der wäre ja blöde an dem Ast zu sägen, auf dem er sitzt. Und nein, die Wissenschaft ist natürlich nicht frei, die Wissenschaftler sind wie jeder andere auf ihr Salär angewiesen, um die Doppelhaushälfte und den geleasten Panamera abzubezahlen. Schon Schiller nannte diesen Menschenschlag "Brotgelehrte":

 

"Wer hat über Reformatoren mehr geschrien als der Haufe der Brotgelehrten? Wer hält den Fortgang nützlicher Revolutionen im Reich des Wissens mehr auf als ebendiese? Jedes Licht, das durch ein glückliches Genie, in welcher Wissenschaft es sei, angezündet wird, macht ihre Dürftigkeit sichtbar; sie fechten mit Erbitterung, mit Heimtücke, mit Verzweiflung, weil sie bei dem Schulsystem, das sie verteidigen, zugleich für ihr ganzes Dasein fechten."

 

Was für'n Scheiß! Ich würde lieber käufliche Deppen von der Zucht ausschließen, als die geröntgten Hunde, dann ist in ein paar Jahrzehnten Ruhe mit solchem Kaffeesatzlesen und man kann die Sache mal mit Verstand und mit der Zuchtwertschätzung angehen.

 

Habe die Ehre!

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Kommentare: 1
  • #1

    Edith Steffen (Dienstag, 27 September 2022 19:46)

    Selbst bei einer Riesenrasse (Leonberger) beträgt der genetische Anteil nur ca. 44 % - was mich damals vor vielen Jahren natürlich darüber nachdenken ließ "und was macht die anderen 56 % aus" - nun denn, Ernährung, Bewegung, zuviel, zu wenig etc.
    Pedigree-Lesen (bei HD oder ED übrigens in die Breite, direkte Verwandtschaft, Onkel, Tanten etc.)
    bringt ein wenig zusätzliche Sicherheit zum Röntgenergebnis - aber Zuchtwertschätzung ist natürlich unschlagbar.
    Wir hatten in den 37 Jahren, die wir die "sanften Riesen" an unserer Seite hatten, immer Glück; wir hatten niemals einen Hund mit schwerer HD (immr A- und B-Werte).
    Unsere Spitzbuben haben ebenfalls beide HD A2 - aber Zuchtwertschätzung ist immer gut (wurde beim Berner mit großem Erfolg durchgeführt, seitdem bessere Gesundheit dieser Rasse).