Angriff aus der Gialaxis

Giardien Hund

 

[Meinung] Immer wieder lese ich in den sozialen Netzwerken, daß aufgrund der Vermutung, daß der eigene Hund Giardien bei sich beherbergt, mehr oder weniger der Notstand ausgerufen wird. Angesteckt von dieser Hysterie lässt dann das gesamte Umfeld seine Tiere auf Giardien testen. Da werden Wohnungen ausgeräuchert, Hundedecken verbrannt und die Bude so geschrubbt, daß sogar der Tatortreiniger noch was lernen könnte.

 

Das Schlimme ist nur, daß dabei auch Tiere ins Visier der AGL (Anti Giardia League) kommen, die überhaupt keine Symptome haben. Das klingt nicht nur paradox, das ist es auch. Denn abgesehen von der eigenen moralischen Aufwertung, man handle ja im Namen der gesamten Hundheit, wenn man nun die im Hunde vorhandenen Giardien mit Feuer und Schwert und ohne Gnade ausrottet, lässt sich auch hier wieder das weit verbreitete Phänomen erkennen, daß die Betreffenden nun plötzlich alle Experten für Darmparasiten sind. Und so werden nicht nur wild Test-Kits gekauft und Tipps verbreitet, nein, man behandelt auch auf eigene Faust mit einem Medikament, welches für Tauben (!!!) zugelassen ist, nämlich mit Spartrix. Selbst Welpen. Das sind dann übrigens die gleichen Leute, die sich beim Zeckenschutz komplett einscheißen und den Hund lieber mit rechtsdrehendem Bernstein behängen und ihn nachhaltig einölen, als ein Spot-on zu benutzen, denn das ist ja "ach so giftig" und "pure Chemie". Von Bravecto will ich gar nicht erst anfangen, da werden die richtig hysterisch.

 

Natürlich ist das Ende der Fahnenstange auch bei der Selbstmedikation noch lange nicht erreicht. Nicht fehlen dürfen natürlich die obligatorischen Fütterungstipps und die sind hier besonders delikat. Nehmen wir mal an, der Hund hatte Durchfall und nun lautet Muttis Diagnose "Giardien!!! *Kreisch*". Wie füttert man konsequenterweise in der Hunde-Community? Natürlich besonders sinnvoll, nämlich roh und kohlenhydratarm. Sicher, ich hau' mir ja auch immer erstmal 'nen Mettigel rein, wenn mich der Durchfall plagt! Das kann ja nur gutgehen.....

 

Insgesamt sollte man als Halter doch einfach mal überlegen, woran es liegen könnte, daß der Hund immer wieder Durchfall hat. Eventuell findet sich der Auslöser im naheliegensten Bereich, nämlich im Bereich der Ernährung. Der Hund sollte weder ausschließlich roh und auf Fleischbasis ernährt werden, noch mit dem immer gleichen Trockenfutter, da Hunde als Kulturfolger Allesfresser sind (siehe auch mein Artikel "Die Ernährung des Hundes"). Eine Nahrungsumstellung wirkt oft Wunder und kommt ohne Chemiekeule ala Spartrix & Konsorten aus.

 

Auch nicht zu verachten ist übrigens die Tatsache, daß diese ganze Giardien-Testerei den Laboren und Tierärzten reichlich Pinkepinke in die Geldbörsen spült. Daher wird der Tierarzt die unnötige Behandlung in der Regel nicht ablehnen. Ohne hier die gesamte Tierärzteschaft zum Buhmann machen zu wollen, sieht man doch anhand der Masse an sinnlosen Kastrationen, daß sehr viele (nicht alle) Veterinäre lieber dem Ruf ihres Sparstrumpfes folgen, als dem Ruf ihres Verstandes.

 

Also Leute, laßt euch nicht irre machen! Ein gesunder Hund verstirbt nicht so schnell an Giardien. Für tiefergehende Informationen kann ich übrigens diesen Artikel hier empfehlen:

 

https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19372

 

Habe die Ehre!

 

Nachtrag: Nun könnte man mir entgegnen, was genau mich berechtigt, hier so über besorgte Hundehalter herzuziehen, denn Experte auf dem Gebiet der Giardien bin ich ja nun auch nicht. Nö, bin ich nicht, aber ich besitze etwas, das man gemeinhin als gesunden Menschenverstand bezeichnet und dieser kommt, was die hier angesprochene Thematik anbelangt, zu dem Schluß, daß es vollkommen bekloppt ist, Tiere, die keine Symptome haben, im schlechtesten Fall auf eigene Faust mit einem Medikament für Tauben zu behandeln. Ich nehme doch auch keine Kopfschmerztabletten, wenn mir die Birne gar nicht wehtut!

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