Der bemerkenswerteste Spitz, den ich je kennengelernt habe, hieß Felix. Wie alle Spitze hatte er ein ausgeprägtes Gefühl für das Eigentum seines Herren. Nichts kam ins Haus, was er nicht sofort registrierte und in seine überaus präzise geführte Inventarliste aufnahm. Nichts konnte aus dem Haus geschafft werden, ohne dass Felix heftig, lautstark und anhaltend protestierte.
Eines Tages schenkte sein Herr dem Gärtner, der die Sträucher und Rosen beschnitten hatte, eine Hose. Am nächsten Morgen war Felix verschwunden. Erst am späten Abend tauchte er wieder auf, knurrend, grollend und völlig erschöpft. Er kam jedoch nicht auf seinen eigenen vier Pfoten - er hing an der Hose, in der noch der Gärtner drinsteckte. Der Mann hatte einige Straßenzüge entfernt gearbeitet. Plötzlich war ein weißes Fellknäuel über den Zaun geflogen, hatte sich bellend und zähnefletschend auf den Gärtner gestürzt und sich in der Hose verbissen.
Man hatte es mit gütlichem Zureden, mit Drohungen und ein paar Klapsen versucht. Man hatte Felix einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen und ihm einen Kalbsknochen unter die Nase gehalten - Felix wollte die Hose und sonst gar nichts. Schließlich blieb dem Gärtner nichts anders übrig, als mit dem Hund am Bein zu Felix' Herrn zu laufen. Der wiederum hatte keine andere Wahl, als zu der Gärtnersfrau zu gehen, um von dort eine Hose zu holen, in der sich der Gärtner dann, begleitet von fröhlichem, friedlichem Gebell, unbeanstandet entfernen durfte. Felix' Wachsamkeit, die Sie durchaus als übertrieben bezeichnen dürfen, ist eine charakteristische Eigenschaft aller Spitze. Wenn man ihnen jedoch nachsagt: Sie hängen mehr an dem Eigentum ihres Herrn als an dem Herrn selbst, dann verleumdet man sie. Eines aber darf uneingeschränkt behauptet werden: Der Spitz im Haus erspart die Alarmanlage!
Warum hat der Spitz einen schlechten Ruf?
Er streunt nicht, er wildert nicht, und selbst die attraktivste Hundedame kann ihn nicht weglocken. Ein Spitz ist durchdrungen von dem Glauben, dass das Haus seines Herrn schon längst Stein für Stein abgetragen worden wäre, wenn er es nicht mit seiner nie ermüdenden Wachsamkeit verteidigt hätte. Felix' Herr sagte mir, sein Hund müsste den sechsten Sinn haben. Schon, wenn ein Besucher noch lange nicht zu sehen ist, meldet ihn der Hund lautstark an. Felix hat natürlich nicht den sechsten Sinn. Aber wie alle Hunde hat er ein überaus feines Gehör. Er kann zum Beispiel das Ticken einer Taschenuhr bis zu einer Entfernung von 13 Metern hören. Das menschliche Ohr versagt schon nach 1,70 Metern.
Diese Gabe, über die jeder Hund verfügt, ist für den Spitz in erster Linie eine Art Radarsystem, um jeden Besucher rechtzeitig zu orten, einer unredlichen Absicht zu verdächtigen und zu verbellen. Das hat den Spitz in den Ruf eines Kläffer gebracht. Und er kläfft auch öfter als andere Hunde. Aber sollte man ihm nicht ankreiden. Wer sein Wächteramt so ernst nimmt wie er, ist von Natur misstrauisch. Und wie bitte sollte er dieses Misstrauen sonst äußern, wenn nicht in seiner Hundesprache!
Unbekannter Autor