Nachdem ich mich nach Kunos Einzug etwas tiefer in die ganze Spitz-Materie eingearbeitet hatte, fand ich heraus, daß der Großspitz vom Aussterben bedroht ist, daher war es für mich direkt klar, daß ein eventueller Zweithund auf jeden Fall ein Großspitz werden sollte. Ursprünglich wollte ich auch warten, bis Kuno zwei oder besser noch drei Jahre alt ist und wir mit ihm aus dem Gröbsten raus sind. Natürlich kam es anders:
Durch Zufall fiel im Sommer 2020 mein Augenmerk auf einen frisch in die Spitzdatenbank eingetragenen, nur wenige Tage alten, Wurf in Bayern. Ohne großartig nachzudenken habe ich die Züchterin kontaktiert und bekam prompt die Antwort, dass voraussichtlich ein weißer Rüde frei wird. Besagter Rüde wurde frei und zog knapp zwölf Wochen später bei uns ein.
Birki war schon als Welpe vom Wesen her eher knackig. Fremde Menschen und Hunde hat er schon als kleiner Stöpsel verbellt und angeknurrt. Er ist misstrauisch und naturscharf, lässt sich aber in meiner Gegenwart durchaus von Fremden streicheln. Er steht liebend gern im Mittelpunkt und hat beispielsweise beim Straßenbahnfahren seine Angst davor einmal komplett vergessen, weil er so sehr von einer Schulklasse bewundert wurde. Er ließ sich sogar von mehreren Kindern gleichzeitig streicheln.
Birk ist ziemlich misstrauisch und ich kann nur jedem davon abraten, ihn zu anzufassen, wenn ich nicht dabei bin. Der bellt nämlich nicht nur! Er ist ein fröhlicher Frechdachs und Clown, der auch gern mal versucht, wie weit er bei Besuchern gehen kann und ob die sich von ihm veräppeln lassen. Er geht dabei allerdings sehr charmant vor.
Im Gegensatz zum sturen Kuno hat Birki eindeutig mehr Lust mir zu gefallen, auch wenn er dabei stets seinen eigenen dicken Spitzbrummschädel behält. Er ist weniger bollerig als Kuno und auch vorsichtiger, ohne ängstlich zu sein. Dafür schafft er es hingegen meisterhaft, sich an bestehenden Regeln elegant vorbeizumogeln. 😉
Ansonsten macht Birki alles mit, was ein Hund so mitmachen kann: er geht mit zum Friseur, ins Restaurant oder in die Stadt einkaufen. Er kann vorm Bäcker auf mich warten, bewacht Einkäufe und fährt mit mir mit den Öffis oder mit dem Lastenrad, ohne mit der Wimper zu zucken. Dadurch, dass wir in der Stadt wohnen und alles mögliche an Menschen und Tieren sehen, interessiert sich Birk nicht sonderlich für zum Beispiel Rollstuhlfahrer oder kreischende Kinder. Lediglich in der Dämmerung ist er (wie Kuno auch) „scharf geschaltet“ und schlägt auch schneller an. Daheim ist Birki derjenige der Hunde, der die Eindringlinge meldet, während sich Kuno als Meinungsverstärker im Hintergrund hält.
Birki kann wie Kuno Tricks, allerdings habe ich ihm keinen einzigen beigebracht. Er hat sie sich allesamt bei Kuno abgeschaut, weil er gesehen hat, dass es dafür Kekse gibt. Und Hunger hat Birki immer - trotz Kuhfütterung. Trockenfutter ist aber auch wirklich langweilig....😉
Der Name Birk ist übrigens die nordische Kurzform des deutschen Namens Burkhard und bedeutet soviel wie "starker Beschützer" (Burg = Zuflucht, Schutz; herti = hart, stark, kräftig). Weiterhin bedeutet Birk selbst aber auch "strahlend bzw. leuchtend weiß". Ich finde, dieser Name passt unheimlich gut zu ihm.
Ursprünglich wollte ich Birk ursprünglich nicht zur Zucht zulassen, und zwar aufgrund seines Pigmentverlustes am linken Auge und an den Lefzen, der möglicherweise in Zusammenhang mit seiner stärkeren Scheckung stehen könnte.
Da Hunde mit ähnlichen Fehlpigmentierungen normalerweise aus der Zucht genommen werden, wollte ich mich diesem alten, züchterischen Konsens eigentlich anschließen. Bei Birki hingegen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass seine positiven Eigenschaften seine Makel definitiv ausgleichen. Er könnte - trotz seines Pigmentverlustes - eine Menge zur Erhaltung des alten Großspitztypus beitragen könnte, denn:
Auch die Populationsgröße der Großspitze spielt hierbei eine wichtige Rolle: gerade weil die großen Spitze in einem recht knackigen Flaschenhals stecken, müssen logischerweise auch Hunde mit (tragbaren) Fehlern in die Zucht. Und nicht nur die Champions!
Inzwischen ist Birk Registerrüde im Verein für Deutsche Spitze und einen neuen Nachnamen: er heißt jetzt nicht mehr "Birk vom Roten Turm", sondern "Birk (Chudzinski)" und hat offiziell keine bekannten Vorfahren mehr - obwohl 99% seiner Ahnen im VDH gezüchtet worden sind. Registerrecht. Verstehe das, wer will!
Stand: 30.04.23