Wachhunde, wie der Deutsche Spitz, wurden ursprünglich dafür eingesetzt, das Hab und Gut des Menschen rund um die Uhr zu bewachen und gegen Eindringlinge zu verteidigen. Da die Beliebtheit des Deutschen Spitzes als ausschließlicher Familienhund aber stetig zunimmt, stellt sich vielen die Frage, wie sie ihren Spitz sinnvoll und vor allem rassegerecht beschäftigen können.
Möchte man mit seinem Spitzer einem gemeinsamen Hobby nachgehen, ist es durchaus ratsam, dabei darauf Rücksicht zu nehmen, dass der Spitz als uralter Landschlag seit Jahrtausenden auf seine Aufgabe als Wächter züchterisch spezialisiert wurde. Diese Spezialisierung schlägt sich auch in seinen besonderen Fähigkeiten nieder:
Informiert man sich nun aber beispielsweise im Internet über Möglichkeiten, um seinen Spitz "auszulasten", stellt man schnell fest, dass besonders viel über Nasenarbeit bzw. Dummytraining oder Training mit der Reizangel gesprochen wird. Die Sache hat allerdings den Haken, dass all diese Beschäftigungen aus dem Jagdhundebereich kommen. Jagdhunde haben nun aber - im Gegensatz zum Deutschen Spitz - das zum Jagdtrieb dazugehörige Beuteverhalten. Legt man allerdings Wert auf einen Spitz, der eben nicht abdampft, sobald er ein irgendwo ein Eichhörnchen herumflitzen sieht und der auch nicht dem erstbesten Damwild hinterherjagt, sondern der auch im Freilauf bei einem bleibt, sind Beschäftigungen, die das Beuteverhalten ansprechen, komplett ungeeignet. Daher sollten Freizeitbeschäftigungen vermieden werden, die
da sie das Jagdverhalten beeinflussen (können).
A) Beutereiz
Der Beutereiz als Bestandteil der Jagdkaskade wird als gängiges Element in vielen Hundeausbildungen genutzt, beispielsweise beim Apport oder auch in der Schutzhundeausbildung, wenn dem Hund der Hetzärmel als Beute überlassen wird. Für eine Hunderasse, wie dem Deutschen Spitz, die laut offiziellem Rassestandard keinerlei (!) Jagdtrieb haben darf, verbieten sich daher sämtlich Spiele, die mit Beutereizen arbeiten. Dazu gehören Zerrspiele, Apportierspiele, Frisbee- und Ballspiele. Das heißt jetzt nicht, dass ein Spitz niemals Ballspielen darf. Dennoch ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste: Man sollte gerade mit einem jungen Spitz oder einem Spitzwelpen, der sich erst noch entwickelt, nicht allzu oft Zerr- oder Ballspiele spielen oder ihm gar Quietschies zur Verfügung stellen, wenn man sich definitiv kein Jagdinteresse wünscht.
B) Futterfixierung
Die Beschreibung des Deutschen Spitzes als unbestechlicher Wächter kommt nicht von ungefähr, neigt er bei spitzgeeigneter Erziehung doch dazu, Futter nur vom eigenen Herrn zu nehmen. Verstärken kann man diese sagenhafte Unbestechlichkeit durch die "Kuhfütterung", bei der dem Hund jederzeit Trockenfutter zur Verfügung steht.
Daher rate ich eindringlich davon ab, den Spitz durch Futterspiele ("Würstchenbaum", Futtersuche im Außenbereich, Futterbeutel, "Klick für Blick") zur Verfressenheit zu provozieren. Einerseits, weil seine Unbestechlichkeit und somit sein Wächterdienst darunter leiden, und andererseits, weil ein satter Spitz auf dem Spaziergang kein Futter sucht. Das mindert die Wahrscheinlichkeit, dass er Giftköder aufnimmt, immens.
Hobbys hin oder her: Ein Vollblutwächter wie der Spitz sollte generell nicht am Wachen gehindert werden. Das ist sein liebstes Hobby und das lastet ihn auch hervorragend aus. Selbst wenn er dabei scheinbar "nur" herumliegt und die Umgebung sondiert. Dennoch freut sich jeder Spitzer natürlich auch darüber, etwas mit seinem Herrchen oder Frauchen zu unternehmen. Infrage kommen dabei beispielsweise folgende Beschäftigungen:
Der Begriff der Unterordnung ist in der heutigen Hundewelt fast schon tabu und wird mehr oder weniger als Unterdrückung des Hundes betrachtet. Hunde hingegen schätzen und wollen Unterordnung im Rahmen einer Rangordnung, weil sie ihnen Sicherheit und Halt gibt. Schließlich hat sich der Hund dem Menschen angeschlossen und nicht umgekehrt.
Neben der alltäglichen Unterordnung, die meines Ermessens nach in der Erziehung eines Spitzes nicht fehlen sollte, kann man Unterordnung auch im Verein als Hundesport ausüben. Das nennt sich dann "Obedience". Neben der normalen Obedience gibt es noch die Sportart "Rally Obedience", die die Elemente von Parcours und Unterordnungsübungen kombiniert.
Bei der Obedience geht es vor allem um das saubere Ausführen von Kommandos. Die Arbeitsfreude der Hunde steht hierbei an erster Stelle. Neben der Basisausbildung, dem Ausführen der unterschiedlichen Kommandos, die über Stimme und/oder Sichtzeichen gegeben werden, wird ein kontrolliertes Verhalten des Hundes auf Distanz verlangt. So muss der Hund aus Entfernung Sitz-, Steh- und Platzkommandos ausführen, Richtungsänderungen auf Anweisung annehmen oder aus drei ausgelegten Apportiergegenständen das ihm angezeigte apportieren. Die Besten können ihre Leistungen auf Landes- Europa- und Weltmeisterschaften vor großem Publikum unter Beweis stellen.
Kuno auf der Suche nach dem bunten, im Regal versteckten Bällchen.
Das stark ausgeprägte fotografische Gedächtnis des Spitzes ist für seine Rolle als Wächter von besonderer Wichtigkeit, denn Wachhunde arbeiten vorrangig auf Sicht. Dadurch fallen ihm auch in der unbelebten Umgebung selbst kleinste Veränderungen auf, die der Spitz dann meldet. Dieses Talent kann man sich zunutze machen, indem man seinen Spitzer versteckte Gegenstände eben mit den Augen suchen lässt - anstatt mit der Nase, wie bei den üblichen Suchspielen.
Ich zeige den Hunden dafür den zu suchenden Gegenstand, bevor ich ihn verstecke, schließlich müssen sie ja auch wissen, wonach sie genau suchen sollen. Die Hunde finden die versteckten Gegenstände in der Regel erstaunlich schnell und sind immer ganz stolz, siehe Kunos Gesichtsausdruck im Video nach dem Finden des Bällchens. Dieses spitzgeeignete Suchspiel eignet sich sowohl indoor für Regentage, als auch für den Außenbereich.
Rassespezifische Beschäftigung - wie in diesem Fall - bietet dem Spitz die Möglichkeit, seine gottgegebenen Superkräfte zu trainieren und auszubauen. Und macht ihm einfach viel Spaß, auch weil er zeigen kann, was er wirklich gut kann!
Viele Spitze können erstaunlich gut klettern - lediglich die größeren Vertreter unter den Wolfs- und Großspitzen sind hierzu aufgrund ihrer Masse meist nicht mehr in der Lage. Da jedoch nicht jeder Spitzer von selbst auf die Idee kommt, irgendwo hochzuklettern, kann man etwas nachhelfen. Man nehme eine Leiter und stelle sie so auf, dass sie auch mit dem Spitz darauf nicht umkippen kann. Dann wird oben an der Leiter mit einem dünnen Faden (der sofort reißen muss, sobald der Hund daran zieht) etwas Leckeres befestigt. Und dann wartet man einfach ab. Irgendwann versucht Spitzlein schon sein Glück....
Kann Ihr Spitz erstmal Leitern hochklettern, kann man ihn beispielsweise auf dem Spielplatz auf die Rutsche steigen lassen, um diese anschließend herunterzurutschen. Natürlich sollte man vorher die anwesenden Eltern um Erlaubnis fragen - allerdings ist der Anblick eines Rutsche rutschenden Spitzes so lustig, dass sich vermutlich kaum jemand echauffieren darüber wird. 😉
Zugarbeit ist eine schöne Möglichkeit, etwas gemeinsam mit seinen großen Spitzen zu erleben und macht Mensch und Hund in der Regel viel Spaß. Allerdings erbringen Spitze keine besonders hohen Geschwindigkeiten, noch sind sie erwähnenswert ausdauernd, außerdem nehmen gerade die Wolfsspitze das Ganze nicht allzu ernst. Wo ein Husky bis zur Erschöpfung läuft, fasst der Spitz die Zugarbeit eher als lustige Option auf. Dazu gibt es einen schönen Bericht über schlittenziehende Wolfsspitze in Kanada, die in einem Rennen gegen Schlitten mit Huskies und Schäferhunden antraten:
Als die Konkurrenz schon lange im Ziel war, wunderte man sich, wo der Wolfsspitzschlitten denn bleibt. Als dieser endlich eintraf, erklärte die Musherin, dass ihr Leithund "Liam" plötzlich zielstrebig von der Spur abgewichen war und seine Gefährten samt Musherin und Schlitten zu den Eingangsstufen eines Hauses bis in die Küche geführt, wo er dann genüsslich den Inhalt der Futterschüssel des dort lebenden Hundes verspeiste. Auch genoss Liam stets die Aufmerksamkeit der Zuschauer, indem er dann den ganzen Schlitten abbremste und die Leute förmlich angrinste. Das ist so typisch Wolfsspitz! 🤣
Wichtig ist, dass man ein spezielles Zuggeschirr für die Zugarbeit verwendet, das zu finden allerdings nicht ganz leicht ist, da die Spitze einen viel kürzeren Rücken haben, als der klassische Schlittenhund. Empfehlen kann ich dieses Geschirr hier, das ich auch selbst benutze: Zuggeschirr für Spitze. Man kann die Spitze einen Roller, Sacco-Cart oder ein Fahrrad ("Bikejöring") ziehen lassen oder auch mit ihnen laufen gehen ("Canicross") bzw. inlineskaten und sich dabei von ihnen ziehen lassen. Dabei erreicht man teilweise olympische Geschwindigkeiten. Zumindest so lange die Spitze motiviert sind. Auf dem Rückweg läuft es bei mir und meinen Hunden meist so, dass ich eher die Hunde ziehe, als die mich. 😉
Sehr wichtig für die Zugarbeit ist es in jedem Fall, dass die Hunde gut im Kommando stehen, sonst kann das auch ganz schön ins Auge gehen. Man bedenke, dass die Zugkraft fast jeden Hundes mindestens das 4-fache seines Körpergewichts beträgt. Daher sollten die Spitze bereits im Vorfeld Kommandos wie "Links!", "Rechts!" und "Halt!" sicher beherrschen.
Ich selbst präferiere eine Sportart, die ich "Assi-Jöring" nenne: Ich schnalle mir die Spitze an den Canicrossgürtel, setze mich aufs Fahrrad und lasse die Hunde in Intervallen ziehen, zwischendurch laufen sie frei und gemütlich am Rad.
Zu früh sollte man mit dem Fahrradfahren nicht beginnen, daher sollte der Jungspitz schon um die 12 Monate alt sein, bevor man anfängt, ihn am Rad laufen zu lassen. Ich kann mal berichten, wie ich das Training aufgebaut habe, ich habe nämlich das Pferd mehr oder weniger von hinten aufgezäumt, und zwar habe ich zu Beginn die Hunde direkt frei am Rad laufen lassen, dafür waren wir dann immer mitten in der Nacht unterwegs, um auf niemanden zu treffen. So konnten sie sich an das Fahrrad gewöhnen, ohne daran festgemacht zu sein. Nach und nach habe sie dann immer öfter auch angeleint am Rad geführt. Fertig!
Generelles zum Radfahren mit Hund: Sofern er nicht frei läuft, sollte der Hund rechts am Rad laufen, da dies die dem Verkehr abgewandte Seite ist. Weicher Boden ist besser für die Gelenke als Asphalt. Ich achte darauf, die Hunde nicht zu überfordern; da Spitze keine ausdauernden Traber sind, halte ich die Strecke generell nicht zu lang und fahre sie auch eher im Intervall, also schnelle und langsame Einheiten im Wechsel.
Das Radeln mit Hund sollte immer nur bei Temperaturen, die dem Hund nicht schaden, ausgeübt werden. Steigen die Temperaturen über 16 °C, fahre ich mit meinen Hunden nicht mehr, da ich der Meinung bin, dass ihnen dann doch etwas warm wird unter ihrem Pelz. Wenn ich Leute sehe, die ihren Hund bei 25 °C und mehr in der Sonne über den Asphalt laufen lassen - da könnte ich....🤬
Gegebenenfalls sollte auch an Wasser für unterwegs gedacht werden, sofern man nicht an geeigneten Gewässern vorbeikommt (Aufgrund der Leptospirose-Gefahr rate ich dringend davon ab, den Hund aus Pfützen oder anderen stehenden Gewässern saufen zu lassen!), die natürlich auch gleich zu einem erfrischenden Bad einladen.
Festgemacht am Fahrrad lasse ich meine Hunde ungern laufen; sie sollen lieber ihren eigenen Rhythmus finden und nicht gezwungen sein, sich durchgängig meinem Tempo anpassen zu müssen. An befahrenen Straßen muss ich sie natürlich zu ihrer eigenen Sicherheit anleinen. Von Abstandhaltern oder Springern halte ich übrigens nichts, die zwingen den Hund, immer am Fahrrad zu bleiben. Stellen Sie sich vor, Sie müssen irgendetwas ausweichen oder Sie stürzen mit dem Rad - der Hund ist da dann festgemacht. Oder der trabende Hund wird von einem Tutnix angegriffen. Denjenigen will ich sehen, der dann noch blitzschnell den Karabiner löst! Ich führe meine Hunde aus diesen Gründen am Fahrrad immer nur am Canicrossgürtel. Sofern man einen sogenannten "Panic-Snap" zwischen Gürtel und Leine befestigt, kann man den Hund im Handumdrehen vom Gürtel lösen.
Der Spitz war und ist der ideale Reitbegleithund, denn er jagt nicht und bleibt auf den Wegen. Schon immer bildeten Spitz und Pferd eine Symbiose, wie die Bezeichnungen "Fuhrmannsspitz" oder "Karrenspitz" bereits verraten. Aufmerksame Hunde, wie unsere Spitze es nun mal sind, bewachten die Fuhrwerke bei Nacht und halfen bei Tag, die Pferde (oder auch die schwerfälligen Ochsen) anzutreiben. Mitunter sprangen die Hunde auch auf die breite Kruppe der Pferde und ließen sich so eine Weile lang tragen. Und wehe, ein Fremder wollte das Pferd streicheln: dann stand der Spitz - aufgeplustert wie Graf Koks persönlich - hinter der Kummet auf dem Rücken des Pferdes und wurde so richtig giftig.
Auch heute eignen sich Deutsche Spitze über die Maßen dazu, frei am Pferd zu laufen. Entsprechend erzogen sollten sie natürlich sein, um weder zwischen die Hufe des Pferdes zu kommen, noch verlorenzugehen. Auch muss der Spitz unbedingt lernen, Pferd und Reiter nicht vor Wanderern, die einem immer mal wieder begegnen, zu beschützen. Kommandos vom Pferd herab sollten wirklich sitzen.
Auch als Begleiter beim Ausritt gilt beim Spitz zu beachten, dass die meisten Deutschen Spitze körperlich eher nicht dafür geeignet sind, um wirklich lange Strecken schnell am Pferd mitzulaufen, denn der quadratische Körperbau und die fast schon steilen Winkelungen der Extremitäten machen sie zwar zu guten Sprintern, jedoch zu einem mäßigen Ausdauerläufern. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Das Tricktraining mit dem Deutschen Spitz, auch "Trickdogging" genannt, ist eine abwechslungsreiche und viel Spaß bringende Beschäftigungsmöglichkeit für Mensch und Spitz. Aufgrund seiner Intelligenz begreift der Spitz sehr, sehr schnell, was man von ihm möchte. Viele Spitze neigen allerdings dazu, bei zu häufigen Wiederholungen der immer gleichen Übungen zu verweigern, schlicht, weil sie sich langweilen.
In lockerer Atmosphäre erarbeitet man sich beim Trickdogging zusammen kleine Tricks und Kunststücke. Dabei gibt es eine Fülle an Möglichkeiten: Pfote geben, eine Klingel betätigen, Skateboard fahren oder durch die Beine laufen. Weitergehende Tricks, wie etwa dem Menschen die Socken ausziehen oder den Lichtschalter betätigen, bis hin zu komplexen Tricks, bei denen der Spitz zum Beispiel lernen kann, Schubladen zu öffnen, um etwas herauszuholen und dem Menschen zu bringen. Vielleicht bringen Sie Ihrem Spitz auch bei, die Zeitung zu holen, eine Glocke zu läuten oder den Teppich auszurollen und haben so zukünftig einen kleinen Haushaltshelfer auf vier Pfoten.
Tricktraining ist eine wunderbare Möglichkeit, Ihren Spitz auch zwischendurch daheim zu beschäftigen, vielleicht wenn ein Spaziergang einmal ausfallen muss. Das intensive „Mitdenken“ macht im wahrsten Sinne "hundemüde“.
Dringend abraten muss ich an dieser Stelle, dem Spitz beizubringen, wie man Türen öffnet oder über hohe Hindernisse springt - außer man wünscht sich einen Spitz, der je nach Laune aus dem Haus und über den Gartenzaun verschwindet, um den Hunden aus der Nachbarschaft eine Stippvisite abzustatten. Falls nicht - öffnet man sich möglicherweise die Büchse der Pandora.
Gerade der Wolfsspitz wurde früher sehr häufig zum Schutzhund ausgebildet und war sogar zur Polizeihundeprüfung zugelassen - ganz im Gegensatz zum Großspitz. Mir ist nicht ein Großspitz bekannt, der diese Art der Ausbildung durchlaufen hat. Vielleicht liegt es ja an seiner kürzeren Zündschnur?
Inzwischen hat sich die Form der Ausbildung verändert und wurde an den Zeitgeist angepasst. Während der Schutzhund nämlich früher auf den Mann ausgebildet wurde, wird heutzutage - am Ende der Unterrichtseinheit - der Hetzärmel abgelegt und dem Hund spielerisch als Beute überlassen. Meist laufen die Hunde eine kleine Strecke mit dem Ärmel und schütteln ihn dabei heftig. An sich ist diese Art der Ausbildung für unseren Spitz eher ungeeignet, denn ein Spitz macht keine Beute, schließlich ist der Beutetrieb ein Bestandteil der Jagdkaskade. Zudem sollte man auch gut überlegen, ob man diese Tür - ist sie erstmal geöffnet - auch wieder zu schließen in der Lage ist. Der Kynologe Eberhard Wörz schrieb einst:
"Mit der Dressur auf den Mann geht die größte Annehmlichkeit für den Besitzer des Hundes verloren. Nämlich seine Ungefährlichkeit im Umgang mit Menschen. Und damit ein Teil seiner Zivilisation."
Auch ist die Ausbildung zum Schutzhund für einen schlauen Spitz möglicherweise etwas zu fade, denn Gehorsam sollte nicht zum Selbstzweck erhoben werden - jedenfalls was unsere eigenwilligen Spitze betrifft. So schrieb Wolfsspitzhalterin Barbara Rumpf in ihrem Artikel "Spitz und Hundesport" über ihre Erfahrungen auf dem Hundeplatz [1]:
Dann übten wir „Unterordnung“: „bei Fuß“ in drei Gangarten, „Sitz“ aus dem Gehen, Sitzenbleiben, bis Frauchen einen abholt, „Platz“ aus dem Gehen, Liegenbleiben, „Hier“-Herkommen aus „Platz“, vor den Hundeführer setzen und bei Kommando „Fuß“ neben denselben... Arco (vom Stux, Anm. d. A.) begriff sehr schnell und ich war mächtig stolz auf ihn. Aber es gab Tage, da hatte er einfach keine Lust. Und es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass es für einen aufgeweckten, quirligen Spitz auf die Dauer langweilig ist, immer die gleichen Übungen in immer derselben Reihenfolge zu absolvieren. Um aber die geringste Prüfung als "verkehrssicherer Begleithund" zu machen (erst recht als Schutzhund), hätte ich absoluten Gehorsam von meinem Arco verlangen müssen, totale Unterordnung. Ich habe in meinem anfänglichen Ehrgeiz ein paarmal versucht, ihn zu zwingen, wenn er nicht wollte, und sah bald, was dabei herauskommen würde: entweder ein unterwürfiger Kriecher mit hängendem Schwanz oder aber ein bissiger Querkopf. Ich hätte sein liebenswertes, dickköpfiges Spitz-Wesen zerstören müssen."
Auch zeigen ihre Erfahrungen im Schutzhundesport sehr schön auf, dass nicht alle Rassen über denselben Kamm geschoren werden können, sondern dass rassebedingte Wesensunterschiede berücksichtigt werden müssen. Ein Spitz ist nun mal kein Schäferhund.
"Dann die Schutzhund-Ausbildung: ein lederbekleideter „Scheintäter“ mit einem überdimensionierten Schutzarm reizt die Hunde, dass sie ihn in den Schutzarm beißen. Wenn sie ihre Sache gut machen, bekommen sie zur „Belohnung“ den Arm als Beute. Der Scheintäter reizte Arco zuerst mit einem Sack, und Arco riss mich bald mit der Leine fort, in seinem Eifer, mich vor diesem Unhold zu beschützen. Ließ dieser jedoch den Sack los, ging Arco nicht auf den Sack los, wie man das von ihm erwartete, sondern wollte dem Mann hinterher. Eigentlich ein sehr sinnvolles Verhalten, aber es gab den ersten Minuspunkt: „Er hat keinen Beutetrieb“. Mein Einwand, dass er ja auch kein Jagd-, sondern ein Wachhund sei, wurde mitleidig belächelt. Nach einigen weiteren Versuchen biss Arco auch in den Schutzarm. Als ihm der „Täter“ jedoch zu nahe kam, versuchte Arco, ihn in die Ferse zu zwicken. Der zweite Minuspunkt: „nicht armsicher“ und der dritte: „ein Angstbeißer“.
Schäferhunde beißen, so wurde ich belehrt, weil sie Freude daran haben - dieses hohe Ziel würde mein Arco wohl nie erreichen. Nachdem ich aber gesehen habe, wie Schäferhunde auf ihren eigenen Herrn losgingen, bloß weil er den Schutzarm trug, und ich auch erfuhr, dass ein Rottweiler ruhig zusah, wie sein Herr überfallen wurde, weil der Täter keinen Schutzarm trug - da wollte ich lieber keinen unterworfenen Schutzhund mehr. [...] Und was macht es schon aus, wenn er einen fremden Eindringling auf unserem abseits gelegenen Grundstück nur in die Wade zwickt und feste verbellt - das ist doch seine Aufgabe."[2]
Wer seinen Spitz dennoch zum Schutzhund ausbilden lassen möchte, findet in seiner Nähe sicherlich eine geeignete Hundeschule. Ein sehr nervenstarker und umweltsicherer, sowie bereits gut erzogener Spitz ist hierfür die Voraussetzung. Die moderne Ausbildung zum Schutzhund baut rein auf der Spielmotivation des Hundes auf, der die Arbeit am Mann dann eben als reines Spiel ansieht. Theoretisch kann der Hund dadurch auf Kommando weder jemanden willkürlich angreifen, noch sollte er dies überhaupt in Erwägung ziehen. Theoretisch. Beim Spitz bin ich mir nicht so sicher, ob er das Erlernte dann nicht doch mal auf eigene Faust ausprobieren möchte..... 😜
Was ist Agility? Agility ist eine Hundesportart, bei der der Hund einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer festgelegten Reihenfolge und innerhalb einer gegebenen Zeit überwinden muss. Der Hundeführer zeigt ihm dabei mit Körpersprache und Hörzeichen den Weg, darf aber weder Hindernisse noch Hund anfassen. Schnelligkeit, Geschicklichkeit und gute Führigkeit beim Spitz sind gefragt.
Agility eignet sich für die ganze Familie und bietet viel Freizeitvergnügen an der frischen Luft. Für die ganz Ehrgeizigen bietet Agility zudem die Möglichkeit, das einstudierte Können auf großen Hundeausstellungen oder Wettbewerben vor Publikum aus aller Welt zu beweisen. Um Agility ausüben zu können, sollten Hund und Halter auf jeden Fall körperlich fit sein. Sind sie es nicht, sollten sie es unbedingt vorab werden. Fest steht, Agility spricht Leib und Seele des Spitzers an, aber auch Herrchen und Frauchen müssen gut zu Fuß sein.
Die Agility-Ausbildung selbst sollte beim Deutschen Spitz nicht über militärischen Drill erfolgen; hier ist der freudig mitarbeitende Hund klar im Vorteil. Durch ihre Intelligenz und Gelehrigkeit sind Spitze im Prinzip für Agility wie geschaffen.
Mit dem Agility-Training wird frühestens im Alter von 12 Monaten begonnen, um Verletzungen und Überlastungen des noch jungen Gebäudes zu vermeiden. Und gerade bei den großen Spitzen sollte man tendenziell vorsichtig sein, was allzu rasantes Agility anbelangt. Je stärker die Hinterhand gewinkelt ist, desto ausdauernder kann ein Hund springen und laufen. Nun haben unsere Spitze ja laut offiziellem Standard eine eher steile Hinterhand. Für die Antriebsdynamik des Hundes ist die steile Hinterhand schwierig, da eine „Federung“ nicht so gut möglich ist. Rassen wie der Spitz zeigen zwar durch ihre Beckenneigung zwar einen erstaunlichen Antritt und eine enorme Sprungkraft, aber sie sind eben nicht ausdauernd. Auch für die Kraft zum Absprung benötigt der Hund eine gewisse „Federdynamik“, die besser funktioniert, wenn mehr Winkelung vorhanden ist. Mittelgroße Hunde mit steiler Hinterhand - wie Großspitz oder Wolfsspitz - gehen daher bei übertriebenem, rasantem Springen immer ein gewisses Risiko ein, da Kraftübertragung und Abfederung nur sehr schwer möglich sind. Ich persönlich würde daher ab einer gewissen Körpergröße von zu rasantem Agility mit dem Spitz abraten.
Eine schöne Alternative für große Spitze bietet "Degility": es ist quasi entschleunigtes Agility, bei dem die Teams den Parcours sehr viel ruhiger angehen können, da die Zeit keine Rolle spielt. Zudem wird beim Degility darauf geachtet, den Parcours an die individuellen Fähigkeiten jedes Hundes anzupassen.
Bei Dogdancing handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Obedience (siehe oben). Während Obedience, das in Großbritannien entwickelt wurde, bereits seit 1951 existiert, ist Dogdancing eine verhältnismäßig junge Entwicklung und feierte seinen ersten Durchbruch Ende der 80er-Jahre.
Dogdancing als Tanz von Mensch und Hund ist inzwischen ein regelrechter Trend im Hundesport geworden, bei dem die Vierbeiner mit ihrem Besitzer eine rhythmische Choreografie zu Musik absolvieren. Die Elemente aus dem Obedience werden mit besonderen Kunststücken, die tänzerisch zu präsentieren sind, so vereint, dass tatsächlich eine schön anzusehende Choreografie entsteht. In diesem Video kann man mal staunen, wie hochkomplex und unterhaltsam Dogdancing ist.
Man kann Dogdancing nur zum Spaß mit seinem Hund ausüben, aber auch an Turnieren teilnehmen. Dogdancing ist im Prinzip für die meisten Hunde geeignet - und daher natürlich auch für den Deutschen Spitz.
Da der Spitz aufgrund seiner Bewegungsfreude und Gelehrigkeit eigentlich schon immer als Zirkushund herangezogen wurde (insbesondere die kleineren Varietäten) und dabei viele Kunststücke erlernt und diese vor Publikum dargeboten hat, wird er am Dogdancing sicherlich großen Spaß haben. Typische Aufgaben dieser Sportart sind beispielsweise Slalom laufen um die Beine des Herrn, rückwärts und seitwärts gehen, Sprünge und Drehungen, und Männchen machen. Bei all diesen Übungen leitet der Mensch seinen Hund durch Sprachkommandos und Körpersignale.
Es gibt einen ganzen Haufen Möglichkeiten, einen Spitz zu bespaßen - ist er doch sowas wie das Schweizer Taschenmesser unter den Hunden, nämlich eine der vielseitigsten Hunderassen, die es gibt. Auf der ganzen Welt findet man Deutsche Spitze, die Rettungshunde, Schutzhunde, Therapiehunde und Zirkushunde sind. Dennoch sollte man eines nicht vergessen: vornehmlich ist der Deutsche Spitz ein Wachhund - und die Aufgabe eines Wachhundes ist es, zu wachen! Fahrradtouren, Dog Dancing und Agility-Wettbewerbe gehören meiner Meinung nach jetzt nicht unbedingt dazu, aber natürlich kann man zusammen mit seinem Spitz derartigen Freizeitaktivitäten nachgehen. Es wird ihm sicherlich nicht schaden, solange man es nicht übertreibt und solange es ihm Spaß macht. Nur sind entsprechende Auslastungen im Prinzip nicht notwendig, denn sein Wächterdienst lastet ihn schon durchaus aus, sofern man ihn wachen lässt. Wenn sein Besitzer mit ihm also nicht zur Begleithundeprüfung, zum Agility-Turnier oder auf den Hundeplatz geht, dann bedeutet das nicht gleichzeitig, dass der Spitz nicht "ausgelastet" wird oder nicht artgerecht gehalten wird.
Was ich hingegen nicht als sinnvoll erachte, ist, den Deutschen Spitz zwecks Werbung und besserem Absatz nun auch noch als Sportgerät (bspw. als 20-km-Reitbegleitung) anzupreisen. Das ist er nämlich nicht. Er war und ist ein Wach- und Hofhund. Und zwar einer der Besten seiner Art. 💪🏻
[1] Artikel aus "Der Deutsche Spitz" Nr. 113 von 1986, geschrieben von Barbara Rumpf, S. 10 f.
[2] www.siberianhusky.de/p/panik-snap
[3] Mit freundlicher Genehmigung von Britta Schweikl
[4] last-picture-show.tumblr.com
Reitvideo mit freundlicher Genehmigung von "wanderreitenundmehr"
Stand: 04.09.23