Große Spitze in der Stadt? Aber logo!


So wird der Deutsche Spitz in der Großstadt umweltneutral und straßensicher


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Ein großer Spitz auf dem Land im Haus mit Garten? Klar, das passt einfach, da geht jedem das Herz auf. Möchte sich allerdings ein Städter einen Großspitz oder einen Wolfsspitz zulegen, trifft dieser samt seiner Pläne auf Skepsis bei seinen Mitmenschen. Die Stadt mit ihren Betonklötzen überall, den Menschenmassen und dem massiven Verkehr? Und dort ein großer Spitz? Der ist doch ein Hofhund! Das kann doch nicht artgerecht sein!

 

Doch! Tatsächlich bietet das Leben in der Großstadt einem Hund viel spannende Abwechslung und artgerecht halten kann man ihn dort auch. Wichtig ist konsequente Erziehung sowie die Wahl der passenden Hunderasse, denn nicht jede Rasse eignet sich für die Stadt- und Wohnungshaltung. Unser Spitz kann problemlos in der Stadt gehalten werden, denn er war und ist ein "Allrounder", den man sowohl auf den Höfen der Bauern vorfand, als auch auf kleinen (beengten) Schiffen und Kutschen. Und auch in den Städten, dort beispielsweise als Begleiter der Nachtwächter.  

 

Das Leben auf dem Land ist nicht automatisch besser, denn ein großer Garten macht noch keinen glücklichen Hund. Und während so mancher Hund auf dem Land fast ausschließlich auf dem Grundstück versauert, muss ein Wohnungshund spazieren geführt werden - sofern er nicht lernt, das WC zu benutzen.

Ein Hundeleben? Wie Sie den richtigen Gefährten für die Stadt finden

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Wie findet man nun den großstadttauglichen Hund, der zu einem passt und der sich bei einem wohlfühlt? Was manche als Ideal im Kopf haben, werden sie vergeblich suchen: Das ist der familientaugliche, pflegeleichte Hund für den 4. Stock, möglichst aus dem Regal und mit leicht verständlicher Bedienungsanleitung. Aber ein Hund ist kein Elektrogerät aus dem Media-Markt, er ist im besten Fall ein Freund fürs Leben. So einen sucht man nicht aus wie ein Weihnachtsgeschenk. Und man schenkt ihn auch nicht Kindern mit einem Schleifchen verziert wie eine Puppe oder den Teddybär.

 

Vieles ist daher vor dem Einzug des neuen Hausgenossen zu bedenken. In der Großstadt braucht der Hund im Allgemeinen mehr Betreuung als auf dem Land, schon allein zum Gassigehen, daher sollte die ganze Familie an einem Strang ziehen.

 

Und welche Rasse soll es sein, welche ist für die Großstadt geeignet? Generell hängt es weniger vom Wohnort ab, ob sich ein Hund bei uns wohlfühlt, sondern von unserem Lebensstil und unserer Zuwendung. Sicherlich wirkt eine Dogge im Ein-Zimmer-Apartment am Nollendorfplatz auf den ersten Blick so deplatziert wie Hulk Hogan im Smart, doch geht ihr Besitzer jeden Tag mit ihr für mehrere Stunden in den Grunewald. Diese Dogge ist gewiss glücklicher als der Rassegenosse bei Oma Kasuppke in Klein-Dinkelsbühl, der tagsüber ausschließlich hinterm Gartenzaun hin und her streunt.

 

Natürlich gibt es vernachlässigte Stadthunde, die nichts erleben außer einigen wenigen kurzen Gassirunden, aber dann ist ihr Halter das Problem und nicht die Stadt! So gehört ein Schlittenhund nicht in die Wohnung eines viel beschäftigten Singles, denn hier wird er ausschließlich als Prestigeobjekt missbraucht. Ein Pudel hat beispielsweise den Vorteil, dass er die Wohnung nicht voll haart, dafür kosten einen die regelmäßigen Gänge in den Hundesalon eine ordentliche Stange Geld. Mit einem kleinen bis mittelgroßen Hund hat man in der dicht bewohnten Großstadt sicherlich weniger Schwierigkeiten, als mit einem Bernhardiner, das geht ja schon beim Busfahren los.

 

Wie verbringen Sie überhaupt Ihre Freizeit? Joggen Sie gern ausgiebig? Dann ist ein Westie wohl nicht die richtige Rasse für Sie, sondern vielleicht eher ein Setter. Sind Sie hingegen ein Frischluftmuffel sollte es nicht unbedingt eine Rasse mit ausgiebigem Bewegungsdrang sein. Es lohnt sich also, erst mal die verschiedenen Hunderassen zu studieren, bevor man sich entscheidet.

Große Spitze in kleiner Wohnung?

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Kuno hilft mir beim Abholen eines Pakets

Viele Menschen meinen, dass es großen Hunden in der Stadt grundsätzlich nicht gutgehen kann, da sie davon ausgehen, dass ein Hund unbedingt einen Garten und viel Auslauf benötigt. Dem Teil mit dem Auslauf kann ich nur zustimmen – dem steht aber auch das Leben in der Stadt nicht entgegen. Die Größe der Wohnung ist hingegen wirklich zu vernachlässigen, denn diese ist für den Hund ein Ort der Ruhe – er schläft hier, frisst und erholt sich. Dem großen Spitz ist es am Ende egal, ob er sein Nickerchen in einer Villa oder in einer 50-m²-Wohnung hält.

 

Insofern ist es erstaunlich, dass es immer noch Spitz-Züchter gibt, die ihre Welpen tatsächlich nur an Interessenten mit Haus und Garten abgeben - was gerade in Anbetracht dessen interessant ist, was heutzutage als "Haus mit Garten" gilt, wie die sogenannten "Hasenkäfigsiedlungen". Dort sind die Gärten (Gärtchen) für gewöhnlich so klein, dass statt eines Rasenmähers auch eine Nagelschere für das bisschen Rasen ausreichend wäre. 

 

Der Deutsche Spitz möchte immer und überall dabei sein, dann ist er zufrieden. Ist er also an die Großstadt gewöhnt und darf seinen Menschen nahezu überall hin begleiten, macht ihm das viel mehr Freude, als den halben Tag allein im Garten zu verbringen.

Konsequente Erziehung ist das A & O

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Der beste Einkaufsbegleiter der Welt und ich bummeln

Das Hundeleben in der Großstadt ist mit einigen Unwägbarkeiten in der Haltung verbunden. Was auf dem dünn besiedelten Land noch als kleine Marotte durchgehen mag, ist im Gedränge der Großstadt inakzeptabel - und lebensgefährlich. Ein kleiner Ausbüchser in Richtung Straße oder ein Happen vom Müll auf dem Gehweg kann sofort ernste Folgen nach sich ziehen. Deshalb ist eine konsequente, feinmaschige Erziehung für den Stadtspitz umso wichtiger. 

 

Was sollte der Großstadtspitz nun lernen? Neben allen Grundkommandos muss er vor allem lernen, sich weitestgehend umweltneutral verhalten. Fremde Menschen - ob groß oder klein - haben den Spitz nicht zu interessieren. Diese werden weder begrüßt noch lässt man sich von ihnen ansprechen oder nimmt gar Leckerlis von ihnen an! Für mich persönlich ist dieses Verhalten insofern von großer Relevanz, da ich meine Hunde durchaus mal vor dem Supermarkt anbinde, um kurz etwas einzukaufen. Und dabei möchte ich weder, dass sich meine Hunde stehlen lassen, noch dass sie jeden anfallen, der an ihnen vorbeigeht. Daher habe ich beiden Hunden die rassetypische Schärfe und das Misstrauen nicht aberzogen, sie aber dennoch so umweltneutral wie möglich erzogen.

 

Da Deutsche Spitze reaktiv sind, empfehle ich jedes Reagieren auf Bewegungsreize von Anfang an ganz konsequent zu unterbinden, damit der Hund weder Jogger noch Radfahrer oder gar rennende Kinder und Katzen oder Vögel jagt. Denn jedes kopflose Hinterherrennen kann dazu führen, dass der Hund auf die Straße läuft - und das geht selten gut aus. Das Unterbinden des Reagierens auf Bewegungsreize beginnt schon in der Welpenstube: Keine Ballspiele, keine Reizangel, keine Frisbees!

 

Bringen Sie Ihrem Großstadtspitz von Anfang an alle wichtigen Kommandos bei, sorgen Sie dafür, dass er draußen nichts frisst und machen Sie ihn vor allem straßensicher - alles gemäß dem Credo "sein Gehorsam ist seine Freiheit". Dann muss nämlich auch der Stadthund nicht Tag für Tag an der Leine hängen, sondern ein schönes und vor allem artgerechtes Leben genießen. 

Entscheidend für den entspannten Stadthund ist sein Nervenkostüm

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Kuno und Birki mit der Blumenverkäuferin meines Vertrauens: "Für dich soll's rote Rosen regnen..." 🎵

Weitaus wichtiger als die Erziehung ist jedoch das Nervenkostüm des Hundes. Ein sensibler und sehr geräuschempfindlicher Hund ist dem Trubel der Großstadt nicht gewachsen. 

 

Hunde haben - neben ihrem viel feineren Gehör und ihrem sensationellen Geruchssinn - auch einen völlig anderes Sichtfeld als wir Menschen. Je weiter ihre Augen seitlich am Kopf liegen, desto größer ist der Bereich, den sie mittels Sehkraft erfassen können. Dadurch bemerken sie viel mehr seitlich sich Bewegendes als wir. 

 

Je nach Konstitution der Nerven nehmen Hunde all diese Bewegungsreize und Geräusche unterschiedlich intensiv wahr. Sie sind allerdings normalerweise dazu in der Lage, Unwichtiges auszublenden und sich somit gezielt auf die wichtigen Reize (wie Herrchens Stimme) zu fokussieren. Sensible Hunde können das nicht, weshalb sie permanent einer Flut von Reizen aller Art ausgesetzt sind. Daher sind sie ungeeignet für ein Leben im Trubel der Großstadt. Freilauf kommt für solche Hunde überhaupt nicht infrage, denn aufgrund ihrer Empfindlichkeit und der daraus resultierenden Schreckhaftigkeit sind ihre Reaktionen unberechenbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Tiere im wahrsten Sinne unter die Räder kommen, ist groß.

 

Die Konstitution der Nerven selbst ist angeboren und hat weder etwas mit Erziehung noch mit Sozialisierung zu tun. So hat mein Kuno bereits im Alter von 9 Wochen in aller Seelenruhe und wehenden Haares auf dem Grünstreifen an der Hauptstraße sein großes Geschäft verrichtet, während diverse Lastkraftwagen in nur 50 cm Entfernung an ihm vorbeidonnerten. Das hat den null gejuckt.

 

Sowieso ist ein ordentlicher Spitz einfach eine coole Socke mit einem Nervenkostüm aus Stahl. Den bringt nichts aus der Ruhe. Der einzige Nachteil an seinem Nervenkostüm ist die obligatorische Teflonbeschichtung, an welcher zu schwammige Kommandos seines Besitzers einfach abprallen. 😉

 

Ein schreckhafter Hund hingegen kann weder angstfrei in öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren, noch das entspannte Stillsitzen im Restaurant oder das ruhige Warten vor Geschäften lernen, sondern er wird immer (!) auf alle (!) Außenreize reagieren. Tun Sie daher sich selbst den Gefallen und achten bei der Anschaffung Ihres Stadt-Spitzes darauf, dass dieser von Natur aus selbstsicher und entspannt ist. Das ist nicht nur für den Spitz schöner, sondern auch für Sie!

Essbares auf der Straße liegen lassen

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"Ene, mene, meibe, weg mit der blöden Glasscheibe. Hex', hex'!"

Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Versuchen Sie bloß nicht, Ihren Spitz dazu zu bringen, auf der Straße herumliegendes Essen mit Ihnen zu tauschen! Jeder halbwegs intelligente Hund wird umgehend damit anfangen, Ihnen sämtlichen Müll anzuschleppen, damit Sie diesen mit ihm gegen die Käsewürfel und Würstchen in Ihrer Tasche tauschen. Beim schlauen Spitz ist Tauschen daher eine wirklich, wirklich dämliche Idee. 

 

Grundsätzlich sollte man seinem Hund nicht beibringen, außerhalb der Wohnung nach Essbarem zu suchen - gerade in der Stadt, wo an jeder Ecke irgendein Mist liegt.

  

Frisst der Spitz draußen vom Boden, würde ich erstmal ein wirksames Abbruchsignal etablieren. Das altmodische "Pfui" hat durchaus seine Berechtigung und wirkt bei richtiger Aussprache wie eine verbale Peitsche. 

 

Ein anderes Thema ist die Ernährung des Hundes: Wird dieser ausgewogen und abwechslungsreich gefüttert, sucht er draußen viel weniger nach Fressbarem. 

 

Auch die Stimmungsübertragung vom Halter auf den Hund ist nicht zu unterschätzen: Bin ich als Halter die ganze Zeit nervös, dass der Spitz draußen etwas fressen könnte, überträgt sich meine Nervosität auf den Hund - und er wird garantiert etwas suchen, finden und in Sekundenbruchteilen verschlingen. Also machen Sie sich locker! Kuno hat als Jungspund sämtliche Taschentücher gefressen, derer er habhaft werden konnte. Das hat erst aufgehört, als das Thema für mich kopfmäßig abgeschlossen habe und mir dachte "Na dann friss' halt Taschentücher, dann brauchst du zu Hause weniger Futter und ich spare Geld.". Von dem Moment an hat der Kerl kein einziges Taschentuch mehr angeguckt. 😉 

An der Leine/ Spitzerziehung im Allgemeinen

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Lächelt die Tischdecke, schmeckt das Schnitzel gleich viel besser 😊

Menschen, Radfahrer, Kinder, hupende Autos und dann auch noch jede Menge Hunde: So ein Stadthund braucht ein dickes Fell - und eine gute Erziehung. Leider sieht man in der Realität nur allzu oft Hunde, die bereits bei Sichtung eines anderen Hundes schäumend und keifend in ihrem Sattelgeschirr hängen, während Mutti in aller Seelenruhe weiter Nachrichten auf dem Smartphone schreibt. 

 

Was mich daran irritiert, ist die Tatsache, dass kaum ein Hundehalter in solche "Hund-rastet-an-Leine-aus-Situationen" korrigierend eingreift. Einfach nur, weil es ihm auf den Sack geht, dass der Hund so einen Zirkus an der Leine macht. Woher soll der Hund dann also wissen, dass sein Verhalten unerwünscht ist?

 

Ich finde es gerade bei den Deutschen Spitzen besonders wichtig, dass die Leute sehen, wie falsch ihre ganzen Vorurteile (von wegen hinterlistiger Kläffer) sind. Zumal gerade die Zwergspitze das ganze Gerede bedauerlicherweise meistens sogar noch befeuern, weil ihre Besitzer sie nicht erziehen. Die verächtlichen Blicke der Leute auf so unerzogene Köter sind mir allerdings immer ein inneres Blumenpflücken - weil sie deren Besitzern die ganze Peinlichkeit ihrer gesammelten Unfähigkeiten zur Erziehung eines Hundes vor Augen führen! 😂 Also: Erziehen Sie Ihren Spitz bitte ordentlich und vorzeigbar, im Interesse aller Spitze!

 

Sagen Sie also Ihrem Spitz einfach, was Sie von ihm wollen - und was nicht. Tippen Sie ihn an, um ihn aus seinem Tunnel herauszuholen. Und blasen Sie ihm ruhig mal den Marsch, wenn er sich benimmt wie die Axt im Walde. Sagen Sie es ihm so, dass ihm auch wirklich klar ist, dass Sie gerade nicht begeistert sind.

 

Angewendet auf das Thema Leinenführigkeit bedeutet das, dass Sie sich erstmal selbst ernst nehmen müssen. Sie sind kein Sack Mehl am anderen Ende der Leine, Sie sind ein Jemand. Machen Sie diese einfache Tatsache auch Ihrem Hund klar!

 

Insgesamt denke ich, dass Hundeerziehung wieder intuitiver und aus dem Bauch heraus erfolgen sollte und nicht so mathematisch-wissenschaftlich wie derzeit. Und für diese intuitive Art von Erziehung braucht man dann auch keine Hilfsmittel wie Leckerli, Klicker, Geschirr oder Futterdummy, sondern nur sich, seine Stimme und seinen gesunden Menschenverstand. Und Halsband und Leine. Alles kein Hexenwerk.


Das Bordsteintraining - so wird der Spitz in der Stadt straßensicher


Normalerweise läuft das Bordsteintraining ja immer so ab, dass der Hund lernt, sich automatisch an der Straße hinzusetzen, um dort auf die Freigabe zum Überqueren dieser zu warten. Diese Art des Trainings der Straßensicherheit hat mich jedoch nie angesprochen, da es sich hierbei um reine Dressur handelt. Daher habe ich mir selbst einen Weg überlegt, der mir sinnvoller erschien.

 

Ich habe mir das Bordsteintraining mit meinen Hunden durch das Nutzen des Meideverhaltens erarbeitet. Hierbei spult der Spitz keine aufdressierten Tricks ab (wie das "Sitz" an der Straße), sondern lernt, dass Straßen wirklich, wirklich gefährlich sind und dass diese keinesfalls, niemals, unter keinen Umständen selbstständig betreten werden dürfen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Hund gezwungen ist, selbstständig auf Straßen zu achten. Hierfür ist sehr viel mehr Konzentration nötig, als wenn er nur mit einem halben Ohr auf mein Kommando horcht.


Ich habe das Bordsteintraining daher zweigleisig aufgebaut: Zum einen sollen die Hunde selbst erkennen lernen, wo Straßen verlaufen. Da das aber nicht immer hundertprozentig funktioniert, habe ich gleichzeitig ein Kommando etabliert, dass ihnen signalisiert, dass vor uns eine Straße ist. Das Kommando heißt auch "Straße". Das Schöne ist, dass das Wort "Straße" - spricht man es mit rollendem R und gezischtem ß scharf aus - genauso wie das Wort "Pfui" - als verbale Peitsche fungiert. 

Bordsteintraining: Der Aufbau

Das Bordsteintraining in Bildern: Erst lernt der Mensch, an allen Straßen zu stoppen, im Anschluss wird mit dem Hund geübt, natürlich erstmal nur an der Leine, später dann ohne. Wer mitdenkt, wird gelobt, wer sein Hirn daheim gelassen hat, riskiert einen Anschiss. Am Ende des Ganzen winkt zur Belohnung die Freiheit.

(1.) Der Mensch lernt, an Straßen zu stoppen:

Das Schwierigste für mich war es, zu lernen, an wirklich jeder Bordsteinkante stehenzubleiben; es dauert, bis man das verinnerlicht hat und immer wieder ertappt man sich dabei, wie man ohne nachzudenken über die Straße läuft. Erst wenn das Ganze beim Menschen sitzt, kann man anfangen, den Hund zu trainieren. Nicht vorher!

 

(2.) Jetzt macht der Hund mit - noch angeleint:

Da ich das Training ja zweistufig aufgebaut habe, bleibe ich mit dem Spitz an der Leine stehen und sage "Straße". Möchte der Hund die Straße dennoch betreten und zieht beispielsweise an der Leine, bremse ich ihn aus, indem ich hin blockiere und dann wieder komplett auf den Bordstein zurückschiebe - und das am besten rückwärts. Weiter gehts dann immer nur mit einem Freigabesignal wie "okay" oder "rüber" oder auch "Kartoffelsalat". 

 

(3.) Wir üben ohne Leine in der Nachbarschaft:

Sobald das sitzt und der Hund an allen bekannten Straßen stehenbleibt, suche ich mir einen Zeitpunkt oder einen (bekannten) Ort aus, an dem nichts los ist und übe das Ganze ohne Leine. Betritt der Hund die Straße dennoch, schiebe ich ihn sehr körperlich zurück auf den Bürgersteig und mache ihn so richtig zur Sau. Es ist wichtig, hier wirklich über das Meiden zu arbeiten. Mir ist klar, dass das heutzutage unpopulär ist, man möchte ja am liebsten durchgehend nett zu seinem Hund sein. Das Problem ist, dass zu seichtes, zu freundliches Bordsteintraining dazu führen kann, dass der Hund am Ende überfahren wird!

 

Auch hier wird immer mit dem Freigabesignal gearbeitet, das Kommando "Straße" wird hingegen nur noch benutzt, wenn man den Eindruck hat, dass der Hund gerade nicht schnallt, dass sich vor ihm eine Straße befindet. 

 

(4.) Wir üben in unbekannten Gegenden:

Erst wenn es im engsten Umfeld fehlerlos klappt, übt man in fremdem Terrain. Es müssen nämlich sämtliche Arten von Straßen kennengelernt werden, um zu generalisieren - denn Straße ist nicht gleich Straße. Hoher Bordstein, niedriger Bordstein, abgesenkter Bordstein, gar kein Bordstein, Ausfahrt – all das muss der Hund kennen- und verstehen lernen. Um das zu verinnerlichen, braucht es aber kein jahrelanges Training. Die Hunde lernen sehr schnell auswendig, wo Straßen oder stark frequentierte Ausfahrten sind, an denen sie stehenbleiben müssen. Zudem spielen nicht nur optische Merkmale eine Rolle, sondern auch Gerüche. Der Geruch des Reifenabriebs auf der Straße ist ja für den Hund ein ganz klares Abgrenzungsmerkmal zum Bürgersteig.

 

Zur Sicherheit ist das Bordsteintraining bei mir aber eben doch zweistufig aufgebaut, sodass der Hund mit der Warnung "Straße" auch immer noch gestoppt werden kann, wenn er gerade träumt. Somit kann er sowohl durch eigenes Nachdenken als auch durch das Kommando lernen, wo sich Straßen befinden. Da einfach dranbleiben und man hat schon bald einen Spitz, der auch in der Stadt ohne Leine laufen kann und darf.

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Kuno und Birk warten darauf, dass sie die Straße betreten dürfen

Die Geschichte mit dem Freigabesignal handhabe ich so, dass es für meine Hunde zwei Möglichkeiten gibt: Entweder die beiden stehen bereits an der Straße, dann gebe ich ihnen von hinten das Freigabesignal.

 

Möglichkeit zwei ist die, dass beide Hunde an der Straße warten und diese erst betreten dürfen, wenn ich sie betrete. Dabei befinden sich die Hunde dann neben oder hinter mir.

 

Ich weiß, dass das Bordsteintraining in der Regel so aufgebaut ist, dass die Hunde am Bordstein warten müssen, bis sie die Freigabe kriegen. Für mich persönlich hat sich der Sinn dahinter nie erklärt, deswegen habe ich das Training entsprechend meinen eigenen Bedürfnissen aufgebaut. Aber natürlich kann das jeder handhaben wie ein Maurer. 

 

 

Das Bordsteintraining ist ein ganz wichtiges Element in der artgerechten Haltung des Stadthundes, denn 24/7 an der Leine hängen ist definitiv nicht artgerecht, dennoch aber es kein Selbstläufer. Man sollte schon immer mit seiner Aufmerksamkeit beim Hund sein. Also weg mit dem Handy beim Spaziergang!

Fazit

Natürlich kann man große Spitze in der Stadt halten. Wer etwas anderes behauptet, erzählt einfach nur Käse! 😋 Wichtig beim Stadthund ist sein Nervenkostüm, ein Stadthund muss einfach cool sein. So ist beispielsweise ein Irish Setter viel stadttauglicher als ein sensibler Sheltie, obwohl der Setter ein Jagdhund ist. Durch die angezüchtete Schussfestigkeit machen ihm laute Geräusche nichts aus und auch Freilauf ist möglich, da es in der Stadt kein Wild gibt. Es ist eben oftmals doch ganz anders, als man denkt. Und so verhält es sich auch bei der Haltung des großen Spitzes in der Stadt.

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