"Ist das ein Eurasier? Elo? Samojede?"
"Nein, ein Deutscher Spitz."
"Ach herrje!"
Vornehmes Ansehen erlangte der Spitz nie, obwohl sein Stammbaum jahrtausendealt ist. Modehund ist er nie geworden, feine Herrschaften haben ihn zu keiner Zeit mit auf die Jagd genommen. Dafür ist der Spitz von jeher einer der zuverlässigsten, anspruchslosesten, wachsamsten und deshalb am weitesten verbreiteten Hunde gewesen. So glänzt(e) der Spitz in seiner Vielseitigkeit als unbestechlicher Wächter, als Hüter der heimischen Haustiere und sogar als Artist und Clown im Zirkus. Ihn zeichnet eine große Treue und Anhänglichkeit an die Familie aus, und Kinder er liebt über alles. Er ist sehr genügsam, in jeder Stadtwohnung ist er ohne weiteres zufrieden und auf Spaziergängen ein angenehmer Begleiter, denn er wildert nie. Kurzum: Der Spitz ist der ideale Hausgenosse.
Seiner Intelligenz und seinem sehr ausgeprägten Selbstbewusstsein verdankt er seinen Ruf als schwer erziehbarer Dickkopf. Der Deutsche Spitz trifft gern eigene Entscheidungen oder wickelt seinen Herren derart um den kleinen Finger, dass die Schwarte kracht. Wer kann, der kann.
Die Bestechungsversuche und Schmeicheleien Fremder gleiten am Spitz ab, wie Schmutz an seinem (unerwartet pflegeleichten) Fell. Wen sein Herr gutheißt, den heißt auch der Spitz gut, aber wehe dem, der es wagt, in Abwesenheit des Herren in dessen Reich einzudringen: dann ist mit dem Spitz nicht mehr gut Kirschen essen. Denn zwei Dinge sind ihm das Wichtigste: seine Familie und deren Eigentum. Und das bewacht der Spitz zur Not mit seinem Leben.
Zu Unrecht vergessen und verkannt ist er, unser Deutscher Spitz! Ein großartiger und vielseitiger Hund, der das Leben eines jeden Menschen bereichert, welcher eine spannende Eigenwilligkeit dem Gleichförmigen vorzieht. Oder auch frei nach Schopenhauer:
Wenn es keine Spitze gäbe,
Wollte ich nicht leben.**
* Der Herkunftsnachweis des Bildes befindet sich auf der mit dem Bild verlinkten Seite.
** Im Original heißt es "Hunde" anstelle von "Spitze"